Seit 1997 mischen die Wisecräcker die deutsche und internationale Ska-Punk-Szene mit fetten Gitarrenriffs und furiosem Partyblechgebläse auf – und es ist noch lange kein Ende in Sicht. „Wisecräcker waren noch nie so gut wie auf ihrer neuen ‚Modo de Odio‘-EP“, so die Selbsteinschätzung der sieben Offbeat-Verrückten. Man darf ihnen das ruhig glauben – Wisecräcker (= Klugscheißer) haben schließlich immer Recht. Während andere sich nach fast 20-jähriger Bandgeschichte und vier Alben langsam zurücklehnen würden, drehen sie noch mal richtig auf. Ende März ist ihr sechs Song starkes Mini-Album erschienen. Mit dem „Hassmodus“ und neuen Krachern im Gepäck, starten sie in die Festival-Saison.
Von der einstigen Besetzung, die sich damals in einer Autowerkstatt zum ersten Mal zusammenfand, um einen zu dieser Zeit völlig neuen Sound irgendwo zwischen Melodic Punk-Rock, Ska und Heavy zu kreieren, ist nur Alex Mende (Gesang & Saxofon) geblieben. Trotz aller Umbrüche nicht geändert hat sich das Rezept für die perfekte Wisecräcker-Show. Hauptsache laut, schnell und mit ordentlich Party vor und auf der Buhne – daran halten sich Alex, Ron Oberbandscheid (Bass), Frank Stoffers (Gitarre & Gesang), Hannes Horneber (Schlagzeug), Andreas Segger (Posaune & Gesang), Gerrit Laschtowitz (Posaune & Gesang) und Sebastian Seth (Trompete, Tamburin & Akkordeon) bis heute. Mit ihren Songs, die sie nach Belieben auf Spanisch, Englisch oder Deutsch schreiben, und Texten, die brutal ehrlich sind, erreicht „Deutschlands internationalste Ska-Punk-Band“ die Massen weltweit. Bereits 1998, gleich nach Veröffentlichung ihrer allerersten EP „…De Puta Madre“, werden Kontakte nach Übersee geknüpft. Seitdem bespielen die Wisecräcker nicht nur Bühnen in ganz Europa, sondern touren auch regelmäßig durch die USA und durch Mexiko, wo sie zahlreiche Fans und Freunde haben.
„Die derzeitigen Unruhen um Präsident Enrique Peña Nieto, die Studentenmorde und die Machtkämpfe zwischen Mafia und korrupter Polizei waren Anlass für den Song ‚Modo de Odio‘ (= Hassmodus).“ Da sie ihrer Wut und Trauer noch in weiteren Songs Luft machen, steht der Titel nun auch für die ganze Platte. Die wurde ab April 2014 wie schon die Vorgängerscheiben zum Teil im eigenen Proberaum, aber hauptsächlich im Institut für Wohlklangforschung aufgenommen. „An den Reglern saß Arne Borchert (u.a. Bassist bei Noetics), der auch unser Live-Mischer und Ersatz-Bassist ist. Den letzten Schliff hat dann Willi Dammeier beim Mastern übernommen.“ Beim Gesang erhielten sie zudem Unterstützung aus Mexiko und Stockholm: von Panteón-Rococó-Frontmann Dr. Shenka, Bernardo Leos von den Los Kung-Fu Monkeys sowie Oscar Friberg von der Band Ska’n’Ska. Fast ein Jahr lang hat es gedauert, der EP ihren letzten Feinschliff zu verpassen. Herausgekommen sind sechs Ska-Punk-Reggae-Polka-Pop-Hits der Oberklasse. Nach dem Ende des unabhängigen Plattenlabels Übersee Records, dessen Gründung maßgeblich auf die Initiative von Alex zurückzuführen ist, ist „Modio de Odio“ nun auf dem Label Tonetoaster Records erschienen – dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne übrigens auch in kleiner Auflage auf farbigem Vinyl!
Textlich so ehrlich wie lange nicht mehr, ist es wohl das politischste Werk der Wisecräcker, in dem sie nicht nur die aktuelle politische Lage in Mexiko beleuchten, sondern unter anderem auch ihre traumatischen Erlebnisse bei ihrer missglückten Einreise in die USA verarbeiten, wegen derer sie im Jahr 2010 ihre von langer Hand geplante USA- und Mexikotournee absagen mussten. Im stillen Kämmerlein heulen kann jeder. Wisecräcker lassen ihren Unmut, verpackt in Tanznummern und Partykrachern, lieber lautstark von den Bühnen schallen.
Nahe Hannover kann man die sieben „Golden Girls des Ska-Punk“ am 7. August beim Heimatzoo Festival in Schwarmstedt sowie am 30. August in Lehrte beim Zytanien Open Air live erleben. Und auch sonst steht einiges auf ihrer Liste. „Wir planen gerade eine Spanien-Tour für den Oktober. Für Dezember 2015 ist ein Ska-Punk-Festival in der Faust mit mehreren Bands in Vorbereitung. Vielleicht gibt es zu Weihnachten noch eine Online-Single. Und ganz vielleicht geht es nächstes Jahr wieder nach Mexiko.“
Manuela Sender
Foto: © P.C. Dikran, 2014
Genaue Termine und weitere Infos finden sich unter www.wisecracker.de sowie www.facebook.com/wisecrackerband.