Liebe Leser*innen,
in dieser Ausgabe habe ich Reinhard Spieler getroffen. Seit 2024 ist er Direktor des Sprengel Museum Hannover und er hat in dieser Zeit immer wieder das Museum im positiven Sinne in die Schlagzeilen gebracht. Reinhard Spieler kann Ausstellungen – und er kann große Ausstellungen.
Das Sprengel Museum ist auch dank ihm ein kultureller Leuchtturm in Hannover, ein Pfund, mit dem die neue Kulturmarke sicher wuchern wird in den kommenden Monaten und Jahren. Man merkt Reinhard Spieler an, dass ihm diese ganz großen Geschichten richtig Spaß machen. Klar, da ist auch Respekt vor der Herausforderung, aber da ist vor allem ganz viel Lust.
Wenn er zum Beispiel über die in 2025 geplante Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläum der Schenkung Niki de Saint Phalle spricht, dann steht ihm die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. „Love You for Infinity“, so der Titel.
Gezeigt werden Werke von Niki de Saint Phalle zusammen mit Arbeiten von Yayoi Kusama und Takashi Murakami. Eine Blockbuster-Ausstellung – Reinhard Spieler kalkuliert mit 180.000 Besucherinnen und Besuchern. Längere Öffnungszeiten, mehr Personal – aber auf das „Panik-P“ in seinen Augen wartet man vergeblich. Er scheint es im Gegenteil kaum erwarten zu können und gerät ins Schwärmen darüber, wie das alles präsentiert wird. Und natürlich wird das alles funktionieren und ein Riesenerfolg. Gar keine Zweifel. Und darum habe ich auch keine Zweifel. Kein schlechter Trick. Aber nur so funktionieren wahrscheinlich große Pläne. Es braucht einen, der vorangeht und daran glaubt. Mehr ab Seite 52 (im Heft).
Und nun noch ein Wort zu dem, was in Hannover seit der Dezember-Ausgabe passiert ist. Ich habe hier nicht nur ein bisschen gewettert gegen die Ratspolitik und gegen die Kürzungen. Inzwischen gab es einen Rücktritt und die Kürzungen. Was schade ist. Beides. Ich bleibe dabei, die Kürzungen sind ein schwerer Fehler, sie richten immens großen Schaden an. Und ich bezweifle noch immer, dass die Verantwortlichen die Tragweite ihrer Entscheidungen voll überblicken.
Und Lars Kelich? Hat sich wegen der Sammlung von privaten Social-Media-Postings von Verwaltungsmitarbeitenden, die sich kritisch mit Ratsbeschlüssen befasst haben, vollständig aus der Ratspolitik zurückgezogen. Aber: Lars Kelich hat seit 2011 im Rat der Landeshauptstadt gesessen und sich engagiert. Es steht allen Beteiligten gut zu Gesicht, seine Arbeit zu würdigen und mal kurz innezuhalten. Ich verneige mich tief vor solchen Menschen wie Lars Kelich. Kommunalpolitik ist nämlich kein Spaziergang. Dazu muss man sich wirklich berufen fühlen.
Und ich grübele: Was läuft schief, wenn solche Geschichten passieren. Dass so eine Sammlung zum Boomerang werden kann, dass sie völlig „drüber“ ist, das ist doch total klar. Und trotzdem passiert das. Wie groß ist da der Druck? Wie eng die Blase, in der man unterwegs ist. Wie groß die Angst vor Kritik? Was ist das momentan für ein Klima im Rat der Stadt?
Haben nun alle aus dieser „Affäre“ die richtigen Schlüsse gezogen? Ich habe den Eindruck, dass genau das noch nicht passiert ist. Ich kann mich nur wiederholen: Es geht nicht um persönliche Eitelkeiten, es geht um Hannover. Es wäre gut und wichtig, wenn jetzt alle – trotz Wahlkampf – an den großen runden Tisch zurückkehren.
Ich wünsche allen ein gesundes und friedliches neues Jahr!
● Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind