Sie sind in Hannover geboren, waren dann aber in Hamburg bei Holiday on Ice. Und sind jetzt zurückgekehrt – wie kam das?
Ich bin gar nicht zurückgekehrt, ich bin nach Hamburg gependelt. Ich bin in Hannover geboren, ich bin hier zur Schule gegangen in die IGS Roderbruch, habe hier studiert, Sozialpsychologie im Hauptfach und Germanistik und BWL im Nebenfach, ich habe meine Ausbildung in Hannover gemacht zur Werbekauffrau bei einer Hannoverschen Agentur, ich bin als wirklich Hannoveranerin durch und durch. Ich habe zuletzt 5 Jahre in Hamburg bei Holiday on Ice gearbeitet und das hat total Spaß gemacht – aber das war natürlich auch eine Strecke, täglich und regelmäßig. Und während der Corona-Phase sitzt man dann 16 Monate im Homeoffice und grübelt. Und dann habe ich die Ausschreibung gesehen im GOP, dass eine stellvertretende Direktorin gesucht wird. Das hat mich interessiert. Das GOP war mir natürlich ein Begriff, ich habe da schon einige Shows gesehen. Und ich hatte den Verdacht, dass ich mit meiner Vita da ganz gut reinpassen könnte. Also habe ich mich beworben, hatte dann relativ schnell ein Bewerbungsgespräch und mir wurde die Stelle als Direktorin angeboten, auch um für Dennis Bohnecke einzuspringen, der wegen Krankheit leider ausgefallen war. Es brauchte jemanden, der sofort das Geschäft übernehmen konnte. Und ich bin zu Hause im Entertainment. So bin ich zum GOP gekommen.
Seit wann sind Sie schon im GOP?
Seit dem 1.1.22, also jetzt rund sechs Monate.
Wie sind Sie denn im Entertainment gelandet?
In der Sozialpsychologie war zum Ende Tourismuspsychologie mein Schwerpunkt. Und ich habe dann die Robinson Clubs kennengelernt, habe auch Animation gemacht. Das war spannend, das hat mich interessiert, die gesamte Tourismus-Branche. Während meines Studiums habe ich mich dann bei der TUI beworben, in der Phase nach meiner Magisterarbeit und vor den Prüfungen – und ich habe den Job als Referentin für Marketing und Katalog bekommen. Bei der TUI war ich elf Jahre, davon knapp neun bei Robinson, ich bin im Unternehmen gewechselt. Im Tourismusbereich hatte ich dann natürlich auch immer wieder Berührungspunkte mit Entertainment, allein durch die Clubs. Dann wollte ich schließlich aber doch noch etwas anderes ausprobieren und bin zu Holiday On Ice, das war dann natürlich Entertainment eine ganze Nummer größer, Shows, Touring – das war schon toll.
Haben Sie einen Lieblingsstadtteil in Hannover?
Es gab und gibt verschiedene. Wir haben lange in Bothfeld gewohnt, während meiner Schulzeit und ich bin dann immer Richtung Roderbruch zur Schule. In meiner Studienzeit war ich auch in der List und in der Südstadt. Die IGS ist für mich heute noch etwas ganz Besonderes. Wir haben in unserer Klasse immer noch Kontakt, auch zu den Lehrer*innen. Das war eine schöne und prägende Zeit.
Bei Holiday on Ice waren Sie dann in einer Führungsposition …
Genau, mit sehr viel Verantwortung. Und man wächst wirklich mit seinen Aufgaben. Es gab zwei Büros, die für die Vermarktung in Deutschland zuständig waren und man nennt sich dann beispielsweise Head of Production – was aber eigentlich nur bedeutet, dass man verantwortlich ist, wenn nicht genug Tickets verkauft wurden (lacht). Ich war auch Pressesprecherin, habe die großen Konferenzen moderiert, Kontakte gepflegt oder auch die Projekte mit Fernsehsendern organisiert.
Und jetzt das GOP, das größte Varieté-Unternehmen in Europa.
Und auch hier in Hannover eine sehr bekannte Institution. Ich finde dieses Bereich so spannend, weil sich immer wieder ganz viel wandelt. Das hat gereizt mich. Natürlich auch, wieder in Hannover zu sein. Das wird in diesem Jahr seit langem mal wieder ein Sommer in Hannover. Ich habe auch noch nie in der Innenstadt gearbeitet, ich lerne Hannover gerade noch einmal ganz anders und neu kennen. Echt eine wunderbare Stadt mit ganz vielen Facetten haben. Und das GOP ist mittendrin, sozusagen im Herzen, das kleine Wohnzimmer.
Sind Sie Anfang Januar so richtig ins kalte Wasser gesprungen? Wie war die Einarbeitung?
Das war wirklich schön, ich bin sehr herzlich empfangen und ganz großartig unterstützt worden. Das GOP in Hannover ist eine Familie. Der Austausch war einfach super, ich hatte die stellvertretende Direktorin hier in Hannover, Christine von Loh, an meiner Seite, die ist schon ewig dabei und bringt natürlich unheimlich viel Erfahrung mit. Und das hat sie sofort alles mit mir geteilt. Genauso Bobo Weinzierl als Pressesprecher. So war es natürlich leicht, weil man es mir leicht gemacht hat. Und ich habe auch so eine Neugier gespürt, was ich für einen neuen Wind mitbringe. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, so eine Offenheit. Ich habe mich dann im ersten Monate mit allem vertraut gemacht, mir die Shows angeschaut, die ersten Häuser besucht, das war die Phase des Guckens. Und des Redens. Ich habe versucht, möglichst mit allen Mitarbeiter*innen ins Gespräche zu kommen, um ein Gefühl für das Ganze zu kriegen. Ab Februar war ich dann aber schon mittendrin und musste in manchen Dingen schnell agieren, weil wir noch mitten in der Pandemie waren. In so einer Situation lernt man einfach sehr schnell, das ist so eine Mischung aus Einarbeitung und Agieren.
Corona war auch für das GOP ein Riesenproblem.
Ja. Wir hatten ja Beschränkungen, wie alle anderen. Aber wir durften immerhin spielen, weil wir Gastronomie sind. Das gehört ja zusammen bei uns, man isst und schaut eine Show. Entsprechend durften wir mit einer begrenzten Kapazität spielen. Das Wintervarieté war noch begrenzter, da hatten wir 2G-Plus. Und das Kinderweihnachtsmusical haben wir leider ganz ausfallen lassen müssen. Das war schon eine sehr herausfordernde Zeit. Auch aufzupassen, dass es dem Cast gut geht und dass sie nicht an Corona erkranken. Das ist uns im Februar passiert und wir mussten fünf Tage schließen. Aber wir haben das alles doch ganz gut hinbekommen, bei uns war uns ist es sehr sicher, wir haben eine gute Durchlüftungsanlage und haben alle Regularien eingehalten. Wir waren also nie Hotspot, und ich glaube, das gilt für den gesamten Theaterbereich.
Ein Phänomen ist ja, dass Leute, die das GOP noch nicht kennen, voller Vorurteile sind und Varieté in eine bestimmte Schublade stecken. Das ändert sich immer schlagartig, wenn sie doch mal da waren. Dann sind sie beeindruckt. Kämpft das GOP mit diesem Phänomen?
Das ist unsere ständige Herausforderung, zu zeigen, was Varieté ist, was Artistik ist. Wir haben alle acht Wochen einen Showwechsel, ein anderes Programm, andere Artisten. Und es ist eine ganze Show und nicht nur eine Aneinanderreihung von irgendwelchen artistischen Leistungen. Es gibt einen roten Faden, ein bestimmtes Thema. Das zu vermarkten, ist unsere Herausforderung. Und tatsächlich ist Mund-zu-Mund-Propaganda unsere beste Werbung. Wir liefern einfach ein wirklich gutes Produkt ab, das ist unser Versprechen, die Qualität.
Die Artist*innen sind im GOP unfassbar professionell. Ich glaube, Werner Buss hat in einem Interview mal von Hochleistungskünstler*innen gesprochen. Das trifft es ganz gut, oder? Wie sieht eigentlich ein Tag bei diesen Künstler*innen aus?
Das ist natürlich ganz unterschiedlich, je nach Bereich. Und es gibt die Showtage und die freien Tage. Aber sie proben auch an ihren freien Tagen eigentlich ständig. Gestern habe ich zum Beispiel gesehen, wie drei Artist*innen von Undressed verschiedene Elemente neu geübt haben. Die trainieren jeden Tag, um diese Kraft und diese Athletik zu haben. Und wir bieten darum natürlich auch diverse Möglichkeiten, sie können ins Fitnessstudio gehen oder bekommen von uns auch Fahrräder gestellt. Sie trainieren einerseits ihren Körper, aber sie feilen auch permanent an ihren Acts, denken sich immer wieder ungesehene, neue Elemente aus. Das heißt, man kann jonglieren, aber man kann auch spektakulär jonglieren, mit Elementen, die es so noch nicht gegeben hat. Und unser Teil ist es dann, unterwegs zu sein und dieses Neue zu entdecken. Die Künstler*innen selbst schauen sich natürlich auch ständig um in der Varietéwelt. Was ist sehenswert, was bringen andere auf die Bühne. Da passiert inzwischen auch eine Menge Austausch über YouTube. Es geht immer darum, sich neu zu erfinden. Bei uns im GOP haben die Künstler*innen natürlich eine gewisse Routine im Alltag, weil sie alle sieben Häuser bespielen.
Das ist schon eine sehr eigene und auch internationale Welt. Auf der Bühne stehen immer Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern, oder?
Gerade bei Undressed haben wir einen Cast, der komplett aus der Ukraine kommt. Aber davor, bei Bookshop, hatten wir wirklich alle Nationalitäten – USA, Frankreich, Ukraine, Polen, Russland. Und die wachsen dann immer schnell zu einer Einheit zusammen. Ein bisschen wie eine Familie. Und alle habe ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen. Das sind einfach ganz besondere Menschen.
Was wird in der neuen Show geboten?
Das wird etwas ganz Besonderes, wir sind dann 30 Jahre hier in Hannover. Darum gibt es ein halbes Jahr lang Die Jubiläumsshow, also nicht sechs Wochen, sondern vom 15. Juli bis zum 8. Januar. Es ist eine, so sagt man in Varietékreisen, klassische Moderationsshow, mit drei Moderator*innenen. Viktoria Weiner, Tom Murphy und Jeton werden durch das Programm führen Das wird ein virtuoser Streifzug durch die vergangenen drei Jahrzehnte und die drei Moderator*innen stehen sowohl alters-, als auch genremäßig für drei unterschiedliche Generationen. Gemeinsam geht es dann durch eine Show voller artistischer Glanzleistungen. Der Abend ist sowohl Reminiszenz als auch Ausblick. Die Show wird es übrigens nur in Hannover geben. Wir hoffen, dass wir damit auch Gäste aus dem Umland oder vielleicht auch aus anderen Städten anziehen. Wir freuen uns sehr darauf, ein halbes Jahr lang 30 Jahre feiern zu können.
Auf das Wintervarieté und das Kinderweihnachtsmusical darf sich Hannover auch wieder freuen?
Ja, das Kinderweihnachtsmusical startet Ende Oktober, wir haben dieses Jahr den Zauberer von Oz. Und Viktoria Weiner, die auch bei der 30-Jahre-Show moderiert, wird mit die Hauptrolle spielen. Das wird eine ganz besondere Herausforderung für sie, sowohl morgens als auch abends auf der Bühne zu stehen – aber sie freut sich tierisch drauf. Sie hat dann immer ein total unterschiedliches Publikum, mal ganz Kleine und mal ganz Große. Das spielen wir bis in den Januar, bis die Ferien vorbei sind. Morgens immer für Schulklassen und am Wochenende dann für das normale Publikum. Und für das Wintervarieté werden wir ab September in den Vorverkauf gehen. Die Show heißt Changes, der Name ist Programm. Die Show wird zuerst in Essen zu sehen sein und kommt dann nach Hannover in die Orangerie bis Ende Januar.
Interview: Lars Kompa
www.variete.de/hannover