Edda Wesche und Hendrik Gärtner
Mit Edda Wesche (EW) und Hendrik Gärtner (HG) treffen wir in diesem Monat zwei, die einen Bundesfreiwilligendienst beim Freundeskreis Hannover e.V. gemacht haben bzw. machen. Ein spannendes Gespräch über das BFDler-Dasein, die Aufgaben beim Freundeskreis und über das Übersichhinauswachsen …
Stellt euch beide doch einmal vor und erklärt euren Bezug zum Freundeskreis!
EW – Ich Ich bin Edda Wesche vom Freundeskreis Hannover und mache da aktuell meinen Bundesfreiwilligendienst. Ich habe im August 2021 angefangen und bin noch bis Ende August 2022 dabei.
HG – Und ich bin Hendrik Gärtner. Ich bin von August 2019 bis August 2020 beim Freundeskreis gewesen und habe dort meinen Bundesfreiwilligendienst im Sport gemacht.
In euren eigenen Worten: Was ist der Freundeskreis für euch und was möchte der Freundeskreis?
HG – Der Freundeskreis Hannover ist der inoffizielle Fanclub der Stadt – so wird er oft von unserer Geschäftsführerin Frau Sterzer bezeichnet. Und ich denke, dass trifft es ganz gut, weil der Freundeskreis das Augenmerk auf alle Dinge lenken möchte, die diese Stadt besonders liebens- und lebenswert machen. Ich denke, mit verschiedenen Veranstaltungen, die wir anbieten, gelingt uns das auch ganz gut.
EW –Ich glaube, der Freundeskreis ist für viele eine Verbindungs- oder Schnittpunktstelle. Wir haben ja verschiedenste Mitglieder*innen, die die Vielfalt, die Hannover bietet, widerspiegeln. Der Freundeskreis ist Kontaktpunkt. Man kommt mit den Leuten ins Gespräch, man lernt neue Leute kennen, man lernte neue Seiten von Hannover kennen. Ich wohne schon immer in Hannover, aber durch den Freundeskreis habe ich ganz neue Leute und neue Seiten von Hannover kennengelernt, die ich ohne den Bundesfreiwilligendienst wahrscheinlich niemals kennengelernt hätte.
Warum habt ihr Zwei euch für einen Bundesfreiwilligendienst entschieden?
EW –Bei mir war es damals so, dass ich eigentlich überlegt hatte zu reisen. Durch Corona war das aber einfach nicht möglich. Dann habe ich mich informiert, was ich stattdessen machen kann. Ich war mir unsicher, was ich studieren oder eigentlich machen möchte. Und dann habe ich mich ein bisschen in das Konzept Freiwilligendienst reingelesen und fand das super, dass man dadurch einen Einblick in die Arbeitswelt, vor allem in den Kulturbereich, bekommen kann.
HG – Bei mir ging es in eine sehr ähnliche Richtung. Ich bin tatsächlich gereist, bevor ich zum Freundeskreis gekommen bin. Allerdings wusste ich schon, dass ich danach meine Ausbildung anfangen wollte. Jedoch musste ich ein Jahr überbrücken. Also habe ich mich nach Optionen umgeschaut, wie ich dieses Jahr sinnvoll nutzen könnte. Und dabei bin ich auf den BFD gekommen. Den Freundeskreis kannte ich vorher auch nicht. Aber ich lebe ebenfalls schon immer in dieser Stadt, ich komme aus der Region Hannover und ich finde es super schön und extrem lebenswert hier. Deswegen wollte ich mich auch irgendwie für die Stadt engagieren. Das Thema Veranstaltungsmanagement hat mich auch schon immer interessiert. Das hat dann noch mal extra gut gepasst, dass ich diese Punkte miteinander verbinden konnte. Dabei ist dann der Freundeskreis rausgekommen.
Welche Aufgaben übernehmt ihr als Bufdis?
EW –Vor allem Veranstaltungsmanagement – wir organisieren und planen Veranstaltungen und setzen diese dann um. Wir müssen vor Ort sein, mit den Mitglieder*innen sprechen, den Kontakt zu den Mitglieder*innen suchen. Ich telefoniere viel mit denen, ich stehe per Mail in Kontakt und unterhalte mich. Ein Teil meiner Aufgaben ist die Öffentlichkeitsarbeit. Wir haben Social-Media-Accounts , da machen wir ganz viel. Dann habe ich jetzt gerade noch so ein besonderes Projekt: die Mecklenburgische wird 225 Jahre alt und möchte eine Spendenaktion machen. Diese Aktion haben wir unterstützt. Die sind auf uns zugekommen und dann haben wir Vereine vorgeschlagen, die sie mit einer Spende unterstützten könnten. Die haben alle sechzehn Vereine genommen und mit denen plane ich jetzt immer Spendenaktionen und setzte diese um. Ich vergesse bestimmt ein paar Aufgaben (lacht). Es ist immer sehr viel, was ansteht, es kommt immer spontan was rein. Entweder ein Projekt oder eine Anfrage, ob wir eine Veranstaltung supporten oder darüber etwas erzählen können. Und dann überlegen wir uns natürlich, was wir für das nächste Jahr wollen. Wir haben einen Rundbrief, den wir alle halbe Jahre rausbringen. Hast du noch etwas zu ergänzen?
HG – Was ich vielleicht noch ergänzen würde, wäre die Pflege der Internetseite. Das gehört noch dazu, wir bespielen sowohl Social-Media als auch die Website. Es ist eben ganz viel repräsentative Außenarbeit. Wir als BFDler sind oft das erste Gesicht oder die erste Stimme, die viele Menschen sehen und hören, wenn sie sich mit dem Verein auseinandersetzten – bevor es dann zur Geschäftsführerin Katharina Sterzer oder zu Matthias Görn, dem ersten Vorsitzenden, oder zu all unseren Mitglieder*innen geht. Dementsprechend haben wir eine große Verantwortung, dass wir immer im bestmöglichen Sinne des Vereins handeln und kommunizieren.
Ihr habt ja gerade schon erzählt, ihr habt Kontakt zu den Mitglieder*innen. Was sind da die häufig gestellten Fragen?
EW –Manche Mitglieder*innen rufen einfach mal an und wollen quatschen. Das ist auch immer ganz schön, wenn man dann zu Leuten Kontakt hat. Wir schicken den Rundbrief herum, einen Newsletter. Und wenn wir den Rundbrief planen, sind wir auch immer offen für Ideen von Mitglieder*innen, die sich bestimmte Veranstaltungen wünschen. Oft wünschen sie sich auch, dass eine Veranstaltung wiederkommt. Außerdem haben wir einige ehrenamtliche Mitglieder*innen, die uns bei allem möglichen helfen.
HG – Auf jeden Fall. Für die Mitglieder*innen ist es ja auch eine Art Win-Win-Situation. Wir haben sie als Ansprechpartner*innen, sie kommen auf uns zu und wir können uns mit ihnen unterhalten, aber auch sie haben ins uns jemanden, mit dem sie sich austauschen und reden können. Das ist wirklich ein gutes Verhältnis mit den Mitglieder*innen.
EW –Es ist ein Netzwerk. Jemand fragt an, ob jemand von den Mitglieder*innen eine bestimmte Tätigkeit ausübt, einen Veranstaltungsort kennt, eine Band hat oder was auch immer. Der Freundeskreis ist ein Netzwerk, das Leute zusammenführt.
An welche Aktion denkt ihr gerne zurück, was war für euch das Spannendste?
EW –Das ist schwierig. Jede Veranstaltung hat ihren eigenen Charme. Ich persönlich fand den Tag der Niedersachsen sehr schön. Was ich auch sehr schön fand, war das jährliche Benefizkonzert im TAK in Linden. Das war eine wunderschöne Atmosphäre und ein sehr gemütliches Konzert. Das hat wirklich sehr viel Spaß gebracht. Aber wie gesagt, jede Veranstaltung hat ihren eigenen Charme. Auch die kleineren Veranstaltungen, hier kommt man ganz anders mit den Leuten ins Gespräch.
HG – Auf jeden Fall. Edda hat schon Recht, die kleinen Veranstaltungen haben schon was, aber ich muss bei meinen persönlichen Highlights gleich die größte nennen, den Stadtkulturpreis. Der wird jährlich im Dezember verliehen und ist die größte Veranstaltung, die wir in unserem Portfolio haben. Wir haben da vor den Pandemiejahren 470 Gäste gehabt. Und dann als BFDler an erster Stelle bei den Mitglieder*innen zu sein, das ist schon wirklich sehr spannend. Wir organisieren da super viel, wir reden mit den Künstler*innen, die auftreten, wir sprechen mit den Techniker*innen, wir machen die Setups, sind beim Locationscouting im Vorfeld dabei. Ich würde sagen, da bekommt man am ehesten diesen Rundumblick, wie so eine Veranstaltung von A bis Z aufgezogen wird.
EW –Ich finde es immer am schönsten, wenn man eine Veranstaltung geplant hat und dann wird sie umgesetzt. Es gibt natürlich immer kleine Sachen, die schief laufen, aber wenn du dann da bist und weißt, wir haben alles geschafft, es ist alles gut laufen, wir kriegen positives Feedback, alle sind glücklich – das ist einfach echt schön! „Mein“ Stadtkulturpreis war auch sehr schön. Es hat einfach sehr viel Spaß gemacht, weil man von vorne bis hinten dabei war.
Was habt ihr aus eurer Zeit bei Freundeskreis mitgenommen, was habt ihr gelernt?
HG – Die Kommunikationsstärke ist etwa, was sehr stark geschult wird. Eine andere Sache, die ich mitgenommen habe, waren natürlich viele tolle Erfahrungen und Erinnerungen an dieses extrem schöne und interessante Jahr, dass ich verbringen konnte. Klar, es gab auch Momente, da hat man gesagt, puh, das ist anstrengend, das ist nervig. Jetzt sitze ich schon wieder bis abends um 22 Uhr im Büro, klicke in einer Exceltabelle rum und muss irgendwas geradeziehen. Aber all das wird wieder wett gemacht, wenn man im Nachhinein auf eine gelungene Veranstaltung guckt und das tolle Feedback darüber hört. Das ist ein Moment, der schwer zu überbieten ist.
EW –Was ich gelernt habe, war das Zeitmanagement. Eine Woche vor einer Veranstaltung machst du halt mal viel mehr, weil viel Arbeit ansteht. Dass man sich dann aber trotzdem die Sachen einteilt und schaut, wann muss was gemacht werden, was ist gerade wichtig, das habe ich echt verinnerlicht. Außerdem lernt man mit Leuten zu reden, mit ihnen ins Gespräch zu kommen – Kommunikations-Skills, den Umgang mit Stresssituationen und wie man Veranstaltungen plant und durchführt. Es war einfach schön, mit so vielen Menschen in Kontakt zu treten, neue Menschen kennenzulernen und dazu so viele verschiedene Menschen. Ich nehme ganz viel mit aus meinem Jahr!
HG – Was mir gerade noch einfällt: Public Speaking. Also auf Deutsch etwas wie Präsentationsfähigkeit. Die Fähigkeit, vor vielen Menschen reden zu können – das hat wahrscheinlich auch nicht jede*r, wenn er*sie beim Freundeskreis anfängt. Und sobald man das erste Mal bei unserem Mitglieder*innenfrühstück, das jeden Monat stattfindet, die Moderation macht, lernt man, vor vielen Leuten zu sprechen. Beim ersten Mal steht man dann da mit zittriger Stimme, aber wenn man das zum zehnten, elften oder zwölften Mal gemacht hat, dann ist das auf einmal gar nicht mehr so schlimm. Man kennt dann sowieso drei Viertel von denen, die dort sitzen.
EW –Ich hatte genau das gleiche, ich war super aufgeregt und bin auch immer noch aufgeregt, wenn ich auf der Bühne etwas sagen muss. Aber bei uns ist das so schön, man bekommt immer sehr viel Zuspruch. Ich hatte das schon bei ganz vielen Veranstaltungen, dass Mitglieder*innen zu mir gekommen sind und meinten: Hey Edda, das war toll, wie du die Rede gehalten hast. Das ist wirklich etwas sehr Schönes. Man selbst steht da vorne und denkt sich, oh mein Gott, was mache ich hier eigentlich – und dann bekommt man ein positives Feedback.
Was machst du denn jetzt. Hendrik? Und inwiefern helfen dir die Erfahrungen weiter, die du beim Freundeskreis gesammelt hast?
HG – Ich mache gerade eine Ausbildung zum Tourismuskaufmann bei der TUI. Und da hat mir auf jeden Fall diese Kommunikationsfähigkeit viel gebracht. Prioritäten setzten hat man beim Freundeskreis auf jeden Fall gelernt. Ich denke da heute noch dran, dass nicht jede Mail, die ich bekomme, automatisch sofort bearbeitet werden muss. Das wende ich auch heute noch gerne an.
Und was sind deine Pläne für die Zukunft, Edda? Hat dich der Bundesfreiwilligendienst dabei in eine Richtung gelenkt?
EW –Ich möchte danach etwas in Richtung Kommunikationswissenschaften studieren, wenn das alles so klappt. Das Jahr hat mich auf jeden Fall weitergebracht, sodass ich jetzt weiß, das ich im Bereich Kulturarbeit bleiben möchte. Ich finde total gut, dass wir gelernt haben, viel Verantwortung zu tragen. Man lernt, selbstständig zu arbeiten und mit Verantwortung umzugehen. Ich liebe es, mit den Menschen zusammenzuarbeiten. Man lernt einfach so viele unterschiedliche Menschen und Charaktere kennen und bekommt Einblicke in unterschiedlichste Bereiche rein. Wir haben ja sehr unterschiedliche Veranstaltungen – und so sieht man dann, was man in dem Bereich alles machen kann. Ich will in der Richtung bleiben und bewerbe mich jetzt. Das ist aber alles noch nicht ganz fest.
Abschließend: Könnt ihr anderen Leuten einen Bundesfreiwilligendienst beim Freundeskreis empfehlen?
HG – Absolut! Ich denke, das bringt einem wahnsinnig viel. Man nimmt sehr viele Eindrücke, sehr viele Erfahrungen mit, und die eigenen Kompetenzen werden stark geschult. Dieses Jahr sehen manche vielleicht als Überbrückungsjahr. Und so habe ich es zuerst auch gesehen. Ich dachte, ich muss ein Jahr jetzt irgendwie rumkriegen. Tatsächlich habe ich in diesem einen Jahr aber viel mehr gelernt als ich am Anfang gedacht hätte. Für die Chance, die einem geboten wurde, kann man einfach nur wahnsinnig dankbar sein.
EW –Ich bin auch unglaublich froh und dankbar, dass ich das Jahr mache und machen konnte. Ich kann es jedem und jeder empfehlen der unsicher ist, was er*sie nach dem Abitur machen möchte. Ich wusste auch nicht, in welche Richtung ich will. Wenn man sich überlegt, man übernimmt so viele Aufgaben und das nach dem Abi – sonst übernimmt man nirgends so viel Verantwortung, sonst kann man das gar nicht so kennenlernen wie wir es kennengelernt haben. Ich kann es jedem und jeder wärmstens empfehlen – als Erfahrung und um sich weiterzuentwickeln. Ich glaube, es hilft einem allgemein unglaublich weiter, auch wenn man nicht im kulturellen Bereich bleiben möchte. Welche Kompetenzen man lernt und welche Erfahrungen man mitnimmt … Ich glaube, ich könnte jetzt sehr viel machen, weil es mich in so vielen Bereichen, eben nicht nur im Kulturbereich, geschult hat.