Als „Mit Schwung“, oft auch „mit Feuer“ wird die musikalische Vortragsanweisung „con brio“ übersetzt. „Beta“ ist eine Anspielung darauf, dass die Nachnamen des Trios alle mit einem „B“ anfangen. „Trio con Brio klang auch einfach zu cheesy“, lacht Pianist Jakob Bereznai, der an der HMTMH gerade den Masterstudiengang Lehramt absolviert. Ein Zoom-Gespräch mit ihm und dem Schlagzeuger des Trios, Matthias Bodensteiner.
Kennengelernt haben die drei sich 2018 an der Hochschule. „Jakob und ich hatten denselben Schlagzeuglehrer“, erzählt Drummer Matthias Bodensteiner, der inzwischen Komposition in Rotterdam studiert. „Wir hatten musikalisch viele Überschneidungen und haben erst einmal zu zweit angefangen. Dann habe ich Benny kennengelernt [den Cellisten Benjamin Brückmann] und fand es spannend, mal ein Cello als Alternative zum Kontrabass auszuprobieren. Das funktioniert ja im Bassbereich, hat aber auch für die Melodie in den Höhen viel zu bieten.“ Das Trio war komplett, auch wenn man musikalisch natürlich erst zusammenfinden musste. „Benny kommt aus der klassischen Richtung, was beim Cello natürlich naheliegend ist“, erklärt Jakob. „Matthias und ich haben in der Fachrichtung Jazz/Rock/Pop studiert. Vor dem Studium habe ich immer klassisch Klavier gespielt. Ich wollte aber mal was anderes machen und bin dann tief in dieses Jazz-Piano-Ding eingetaucht. Das war auch meine Idee für die Band, die eigentlich ein ganz klassisches Jazz-Trio sein sollte. Mit der Vorstellung bin ich zu Matthias gegangen, und er meinte: Ja, okay! Jetzt hat er es irgendwie hingekriegt, dass wir doch was ganz anders machen.“ Tatsächlich ist der Sound der Band genreüberschreitend zwischen Jazz, Klassik und Pop. Phasenweise klingen „Beta con Brio“ regelrecht nach Progressive Rock, nur, dass das Cello anstelle einer Gitarre die Melodie trägt. Wunderbar nachhören kann man das anhand von Live-Videos aus dem Studio unter dem Titel „Alpha Sessions“ auf YouTube. Matthias und Jakob schreiben Entwürfe, die oft schon sehr konkret sind, aber in den Proben zu dritt dann noch weiter bearbeitet werden. „Das wird auch erst einmal so bleiben, da wir durch unsere unterschiedlichen Wohnorte genau planen müssen, wann wir uns treffen. Früher haben wir mehr improvisiert, auch, um als Ensemble zusammenzufinden“, erklärt Matthias. „Das war wie eine Teambuilding-Session“, ergänzt Jakob. „Wir haben so gelernt, offen miteinander umzugehen und einander ehrliche Rückmeldungen zu geben. Die Stücke, die so entstehen, sind zwar feste Kompositionen, würden aber von einer anderen Band völlig anders klingen, weil jeder von uns so viel Individuelles mit hineingibt.“ Live sehen Beta con Brio sich am ehesten als Band, die vor sitzendem Publikum spielt, obwohl es auch groovige, rockige Partien in ihren Stücken gibt. „Orte, die sich als Jazz-Location verstehen, sind heute in der Regel sehr offen für andere Einflüsse. Im Jazz-Club in Hannover wird ja von Swing über Funk bis zu elektronischer Musik alles gespielt. In so einem Kontext würde ich uns verorten. Wir sind aber auch schon bei einem Festival aufgetreten, wo sonst eher Pop und Elektro gespielt wurde, und kamen da gut an“, so Jakob. „Wir haben versucht, für uns möglichst lange offen zu halten, wo es genau hingehen soll“, erklärt Matthias. „Auch in der Klassik-Szene öffnet sich vieles und es gibt immer mehr ‚diverse‘ Veranstaltungen, wo sehr unterschiedliche Ansätze Raum finden.“ Neben Beta con Brio sind die drei Musiker auch in anderen Konstellationen unterwegs. Aber sollte sich ein Gig anbahnen, wäre das Trio schnell startklar. „Material haben wir reichlich, wir müssten sogar ein bisschen aussortieren“, so Jakob. „Die Alpha-Sessions haben wir produziert, weil wir unabhängig von Konzerten an die Öffentlichkeit wollten, wir hatten genug von Konzertabsagen. Aber jetzt sind vier Videos draußen, dabei soll es erst einmal bleiben und wir hoffen, dass wir im Sommer wieder Konzerte spielen können.“ Ein bisschen herausfordernd ist die Instrumentierung des Trios live auf der Bühne dann schon. „Das muss ordentlich abgenommen werden, eine Standard-Einstellung beim Soundcheck funktioniert da nicht. Unplugged ist auch nicht unser Ding“, lacht Matthias. „Da wäre das Schlagzeug dann viel zu laut. Es ist eine interessante Frage, ob wir uns durch unser Zusammenspiel verändert haben und ich zum Beispiel weicher und leiser spiele als früher, oder wir uns aufeinander zubewegen. Aber die Ohren offen zu halten und sich aufeinander einzustellen, ist ja in jeder Formation ein Plus.“
● Annika Bachem
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