Wetten, dass … Hannover die berühmteste Stadt Europas wird?

Foto: pixabayWer damit gerechnet hat, dem sollte allein für sein schier grenzenloses Vorstellungsvermögen der Wettkönig*innentitel verliehen werden: Die größte Fernsehshow Europas ist zurück! Nachdem das Format durch seinen letzten Moderator und unangefochtenen Meister des Cringefernsehens, Markus Lanz, über sechzehn lange Ausgaben hinweg langsam dahingemeuchelt worden ist, schien eine Reanimation an der TV-Leiche völlig hoffnungslos. Doch sie passierte – am 6. November 2021 in Nürnberg durch den grundfröhlichen Thomas Gottschalk, dem es mühelos gelang, rund 15,9 Millionen Zuschauer*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit seinen bewährten Altherrenwitzen zu unterhalten. Was als einmalige Jubiläumssendung gedacht war, soll nun einmal jährlich wiederholt werden, was den Druck auf die Auswahljury, nur die aufregendsten und wahnwitzigsten Wetten ins Studio zu holen, natürlich massiv erhöht hat. Gleichzeitig können Teilnehmende sich auf besonders viel Aufmerksamkeit und ein gesteigertes Interesse an ihrer Person, nicht zuletzt an ihrer Herkunft, freuen – und das möchte sich ein frisch gewählter Hannoveraner Regionspräsident nun zunutze machen, um das in weiten Teilen Deutschlands nichtssagende bis schlechte Image der Landeshauptstadt aufzupolieren.
Wie wir aus einem zufällig durchs offene Fenster in unsere Redaktionsräume gewehten Regierungspapier erfahren haben, soll demnächst ein offizieller Aufruf an alle Hannoveraner*innen rausgehen, ihre ungewöhnlichen Talente in den Dienst ihrer Heimatstadt zu stellen. So werden zum Beispiel Menschen gesucht, die über eine besonders kräftige Atemmuskulatur verfügen und sich zutrauen, diese an einer handelsüblichen Wärmflasche unter Beweis zu stellen. Auch Kraftprotze, die keine Scheu davor haben, vielseitige Weltliteratur in Stücke zu reißen, sind hochwillkommen. Des Weiteren werden Leute gesucht, deren überdurchschnittlich empfindsame Sinne es ihnen ermöglichen, so unerhörte Taten zu vollbringen wie Filzstiftfarben am Geschmack zu erkennen oder am Geräusch quietschender Lattenroste auf die darauf vollzogene Sexpraktik zu schließen. Klar im Vorteil sind laut dem Papier übrigens alle Bewerber*innen, die darüber hinaus einen Führerschein für Baggerfahrzeuge besitzen (und dieser bereits in den neuen EU-Lappen umgetauscht worden ist). Man soll sich aber auch mit fertigen Wettkonzepten bewerben können. Hierbei sollen einem Postskriptum zufolge jene Vorschläge bevorzugt behandelt werden, die einen lokalfolkloristischen Twist enthalten. Als Beispiele werden die Ideen genannt: „den Maschsee auf einem Papierboot überqueren“ und „mit einem Bagger das Neue Rathaus, das Anzeigerhochhaus oder ein anderes hohes Gebäude mit Markenzeichenwert erklimmen“.
Der Zettel enthielt übrigens auf der Rückseite die Notiz eines Mitarbeiters des Regionspräsidenten, ob man nicht wetten könne, Hannover zur „bundesweit ersten Stadt zu machen, in der alle Schulen mit Luftfiltern ausgestattet sind“ – offenbar nicht, denn der Vorschlag wurde mehrfach durchgestrichen. Foto: Pixabay

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