Tonträger im Februar

Animal Collective: Time Skiffs
Der neuste Streich der New Yorker Band nach dem 2016er Album „Painting With“, deren Mitglieder sich hinter Pseudonymem wie Panda Bear oder Geologist verbergen, ist in etwa gleichen Teilen zugänglich wie verschroben. Von kompliziert bis hymnisch und verspielt sind die neun Songs Fanmaterial für Freunde leicht verkopfter, experimenteller, psychedelischer Popmusik.

 

 

 

 

 

The Diasonics: Origin of Forms
„Husaren-Funk“ nennt die Moskauer Band, einer der jüngsten Neuzugänge der russischen Instrumental-Funk-Szene, ihre cineastischen Instrumentalstücke, die Psychedelia, Hip-Hop-Rhythmen und osteuropäische Klangfarben vereinen. Fest verwurzelt in den späten 60er und frühen 70er Jahren, haben die fünf hoch talentierten Musiker ihr Debüt auf einem japanischen 8-Kanal-Tonbandgerät aufgenommen.

 

 

 

 

 

Beirut: Artifacts
Eine Songsammlung der US-amerikanischen Folkband um den in Berlin lebenden Sänger und Multiinstrumentalisten Zach Cordon, der die Blasmusik vom Balkan entdeckte, als er in seiner Jugend durch Europa reiste. Aus der Zusammenstellung remasterter Tracks einiger früher EPs wurde hier eine regelrechte Retrospektive mit 17 bisher unveröffentlichten Songs gemacht, die die Entwicklung der Band nachzeichnet.

 

 

 

 

 

The Jazz Butcher: The Highest In The Land
Zeitlos guten Indie-Folk-Pop machen Pat Fish und Max Eider, die sich als The Jazz Butcher, gegründet 1982 in Oxford, immer mal wieder auflösen wollten und doch immer weitergemacht haben. Ein letztes, sehr unaufgeregtes, unaufdringlich schönes Zeugnis davon ist „The Highest In The Land“. Im Oktober ist Pat Fish im Alter von nur 64 Jahren verstorben.

 

 

 

 

 

Silvershark: Burn To Boogie
Was kommt dabei heraus, wenn inmitten des alles beherrschenden C-Frusts der Mucker und Kadavar-Soundmann Steve Burner seine Berliner Freunde von Coogans Bluff, Elder, S.U.G.A.R., Heat, Kadavar, Wucan und Vug ins Studio einlädt? 10 extrem gut gelaunte Songs zwischen Soul, Funk, Yacht Rock und 70er Disco mit elegantem Hüftschwung und viel Spaß beim Raten, welcher Sound da jetzt von wem stammt.

 

 

 

 

 

Tara Nome Doyle: Værmin
Nach „Alchemy“ von 2020 das zweite Album der in Berlin-Kreuzberg lebenden Künstlerin mit irisch-norwegischen Wurzeln, die erneut zeigt, dass die vielleicht schönsten schmerzvollen Lieder, die es zur Zeit zu hören gibt, aus ihrer Feder stammen. Getragen werden sie von Doyles Gesang, den sie meisterhaft zwischen exaltiert-übersüßter Kopf- und schroffer Bruststimme flattern lässt.

 

 

 

 

 

Saitün: Al’Azif
Klingt türkisch, kommt aber aus der Schweiz: Gelangweilt von den Grenzen westlicher Rock-Musik tauchen die vier Basler mit ihrem Debütalbum tief in die Möglichkeiten der Weltmusik ein und hinterfragen gängige musikalische Strukturen und Konventionen. Diese Vielfalt aus Genres und kulturellen Identitäten verweben die Musiker in ein psychedelisch-verspieltes musikalisches Feuerwerk. Der Albumtitel bezieht sich auf das fiktive Werk Al’ Azif, das aus der Feder des ebenfalls fiktiven Lyrikers Abdul Alhazred stammt, der um das Jahr 700 v. Chr. im Jemen gelebt haben soll. Whatever! Das orientalisch-rockige Amalgam der Band mäandert treibend und mit wunderbar melodiösem Gesang nebst Rap-Einlagen durch die Wüste, angefeuert von einer wohldosierten Prise Pathos und nicht frei von Härte. Das Allerschönste: Das Album hält die Spannung bis zum letzten Song.

 

 

Jan Verstraeten: Violent Disco
Ein Album voller kühner Melodien und raffinierter orchestraler Arrangements eines jungen Belgiers, der 2018 schlagartig aus dem Nichts aufzutauchen schien. Zwei Jahre nach seinem vielbeachteten Low-Budget EP-Debüt „Cheap Dreams“ greift Jan Verstraeten, der sich rasant als einer der vielversprechendsten neuen Namen der belgischen Musiklandschaft etablieren konnte, in die Vollen. Auf „Violent Disco“ verknüpft er orchestral-breitwandigen Kammerpop mit Funk und Soul, dargeboten mit seiner schwer zu vergleichenden, intensiv bis kratzig klingenden Soulstimme. Während Verstraeten „Violent Disco“ zunächst als direkte Fortsetzung seiner EP geplant hatte, begann er mit den plötzlichen Veränderungen durch die Pandemie verzweifelt nach musikalischen Abenteuern zu suchen: „During the pandemic I slowly turned into a hungry beast, desperately looking for adventure and excitement.“
  

 ● Annika Bachem


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