In dieser Ausgabe spreche ich mit Michael über Flucht. Michael hat seinen Namen geändert, er will die Vergangenheit möglichst hinter sich lassen. Trotzdem trifft er sich mit mir und erzählt mir seine Geschichte. Und ich merke, dass ihm das unfassbar schwerfällt, dass er zwischendurch gegen die Tränen ankämpft. „Ich will nicht weinen“, sagt er nicht nur einmal. Michael ist aus Syrien geflohen. Vor dem Krieg. Aber vor allem auch, weil er homosexuell ist und weil er in Syrien nicht frei leben konnte.
Als ich nach unserem Gespräch durch die Stadt zurück in die Redaktion fahre, geht mir eine ganze Menge durch den Kopf. Und schließlich denke ich auch an jene, die hier bei uns gegen Flüchtlinge hetzen. Die möglichst eine Mauer um Deutschland bauen wollen. All diese Rechten und Halbrechten und Besorgten. Mir fällt Margot Käßmann ein, mit der ich am Ende unseres Interviews in der Dezember-Ausgabe über den Hass in unserer Gesellschaft gesprochen habe und über jene Menschen, die von sich behaupten, unsere Kultur zu retten. „… Und diese Szene erklärt, dass sie für Deutschland eintreten würde. Was soll das für ein Deutschland sein? Von was für einem Deutschland sprechen wir? Ist das ein Deutschland, in dem ich leben möchte? In dem Menschen bedroht werden, die ihre freie Meinung äußern. In dem Menschen bedroht werden, die eine andere Hautfarbe haben? Ist das das Deutschland, das eine positive Vision entwickelt? Nein.“ Dem ist rein gar nichts mehr hinzuzufügen.
Viel Spaß mit dieser Ausgabe und ein gutes 2022 wünscht Stadtkind-Herausgeber Lars Kompa