Stick A Bush: Strictly Jub
2019 in Wien gegründet von Musikern, die während des Jazz-Studiums zueinander fanden und gleichzeitig ihre Leidenschaft für jamaikanische Musik ausleben wollten. Die Kombination ergibt Roots-Reggae mit Jazz-Einschlag, der in starken Soli, harmonischem Layout und im improvisatorischen Interplay bei ausgedehnten Dub-Parts seinen Ausdruck findet. Jazz plus Dub macht dann Jub.
Matthew E. White: K Bay
Das jüngste Werk des US-amerikanischen Sängers und Musikproduzenten und sein „new first record“: elf stilistisch kaum zu erfassende, überschwängliche, überdrehte Songs mit souligen Avancen an die 70er- und 80er-Jahre und einer wohldosierten Portion Drama. Der Titel des Albums ist eine Hommage an Whites Heimstudio Kensington Bay, sein privates Aufnahme-Refugium in Richmond, Virginia.
Sam Himself: Power Ballads
Das Debütalbum des Basler Wahl-New Yorkers und selbsternannten „Fondue-Western-Baritons“ vereint melancholisch flockigen Indie-Pop um programmierte Drums und Synthesizer mit einem Tupfer Lloyd Cole. Entstanden während des ersten Lockdowns, als er gezwungen war, sich in Basel niederzulassen, sind die Songs geprägt von der Einsamkeit dieser seltsamen Zeit zwischen Exil und Zuhause.
Parcels: Day/Night
Ziemlich Disco und ansonsten ziemlich schwer einzuordnen sind die australischen Berliner noch immer. Auf ihrem dritten Album, das sich in eine Tag- und eine Nachtseite teilt, haben sie nun viel Platz für Ausbrüche aller Art. Klassisches Songwriting, Pop, cineastische Breite, fünfstimmige Gesangsharmonien, Sonnenuntergangs-Jazz, alles ein bisschen Disco und manches ein bisschen Daft Punk.
Hippotraktor: Meridian
Die Progressive-Post-Metal-Band aus dem belgischen Mechelen hat sich seit ihrer gefeierten Debüt-EP „P’Eau“ von 2018 entscheidend gewandelt: Mit der Aufnahme der Sänger Stefan De Graef und Sander Rom mutierte das Instrumental-Trio zu einer Band, die nicht nur durch hochkomplexe, krachige Riffs, sondern auch durch die Kombination von harmonisch schönem Gesang und Screaming besticht.
Molybaron: The Mutiny
Gegründet 2014 in Paris als irisch-französische Kooperation, ist der Band jetzt der Nachfolger ihres Debütalbums von 2017 so fantastisch gelungen, dass Fans von technisch anspruchsvollem, progressiv vertracktem Metal mit krachend eingängigen Hooklines à la SOAD die Ohren spitzen sollten. Nicht stören darf man sich am sehr dezenten gesanglichen Mittelalterrock-Unterton.
Lucas Uecker: Schöne Dinge
Das zweite Solowerk des Liedfett-Gitarristen ist ein schöner Beweis dafür, dass man nicht mal versuchen muss, das Rad neu zu erfinden, um ein unlangweiliges, auf ganz vielen Ebenen tolles Album zu machen. Sein klug arrangierter Singer-Songwriter-Pop, mal sparsam und auch mal ganz breit orchestriert, erinnert an Selig, vielleicht sogar manchmal ein ganz bisschen an Jan Delay. Und wenn Uecker mit leicht angekratzter Stimme ausruft „Lass es sein, du weißt doch, wo das hinführt“, tröstet das nicht nur über ein, zwei Ausreißer hinweg. Spätestens wenn nach dem Refrain die Trompete einsetzt, ahnt man, dass man es mal wieder nicht sein lassen wird. Oder vielleicht doch, aber es gibt immerhin einen Soundtrack dazu. Melancholisch, dann wieder lustig, Trauer neben Hoffnung, Angst neben Überschwang – der Hamburger ist stets eloquent, ohne sich in prätentiöse Floskeln zu flüchten.
The Grease Traps: Solid Ground
Das Debüt der 8-köpfigen Deep Funk- und Soul-Band aus Oakland, Kalifornien, huldigt nicht nur auf dem Cover dem analogen Old-School-Sound, es wurde auch auf einem „Tascam 388“ 8-Spur-Tonbandgerät aufgenommen. Ursprünglich als Nebenprojekt von Keyboarder Aaron Julin und Gitarrist Kevin O’Dea geplant, die sich mit weniger bekannten Blue Note-Künstlern wie Grant Green und Lou Donaldson befassen wollten, betrieben sie die Band einige Jahre als Instrumentalquartett, bevor sie ihr Personal um Bläser sowie den Soulbrother The Gata als Lead-Sänger erweiterten. Inzwischen haben sie die Bühne mit Acts wie Shuggie Otis, Durand Jones, Monophonics und Jungle Fire geteilt. Die Traps (wesentlich coolere Kurzform des Namens, den man mit „Die Fettabscheider“ übersetzen dürfte) greifen diverse Einflüsse auf, von psychedelischem bis Lowrider-Soul und rohem, düsteren Funk. ● Annika Bachem