Fargo: Strangers D’Amour
1973 von Peter Knorn gegründet und 2016 vom selbigen wiederbelebt, verkörpern die Handlungen und Wandlungen dieser Band ein echtes Stück hannoverscher Rockgeschichte (geschätzt 50 %). „Strangers D’Amour“, die Frucht der aktuellen Dreierbeziehung aus Peter Knorn, Peter Ladwig und Nikolas Fritz, bedient Fans von klassischem, gitarrenlastigem Rock perfekt, mit Kirsche in Form einer bluesigen Ballade obendrauf.
WNU: WNU
Wilson Novitzki an der Gitarre, Nils Schumacher am Bass und Uli Hoffmann am Schlagzeug spielen seit 2018 zusammen und das Spielen ist hier in zappaesker Manier ganz wörtlich zu nehmen. Dem vor allem dem „Galeria Lunar goes Underground“-Publikum bekannten Jazz-Trio aus Hannover ist es gelungen, die explosive Energie und die wilde Improvisationslust ihrer Auftritte in acht Tracks zu pressen.
The Bamboos: Hard Up
Die im Jahr 2000 im australischen Melbourne gegründete Funk-Soul-Band um die phänomenale Sängerin Kylie Auldist liefert mit ihrem 10. Album einmal wieder einen klassischen Retro-Sound ab, der dem authentischen Soul huldigt, ohne sich zeitgenössischen Einflüssen zu verschließen. Einen witzigen Schlusspunkt setzt die Coverversion des Househits „Ride On Time“ von Black Box.
Fritzi Erst: Keine Termine
Nach der Auflösung ihrer Hamburger Band Schnipo Schranke 2019 musste sie sich erst einmal ein bisschen berappeln und absolvierte eine Klavierbau-Ausbildung. Das Klavier ist stets präsent auf diesem schönen Solo-Debüt, das, recht minimalistisch arrangiert, den rotzig-intelligenten Texten eine perfekte Bühne bietet. Produziert gemeinsam mit Ted Gaier von den Goldenen Zitronen.
Eloise: Somewhere In Between
Spart man sich bei diesem jungen britisch-französischen Riesentalent den Billie Eilish-Vergleich, stünde er als Elefant im Raum. Der große, Grammy-überhäufte Star outete sich sogar schon als Fan und coverte den Elois-Song „Left Side“ bei Instagram. Das aktuelle 9-Tracks-Album ist von einer wunderbaren Leichtigkeit, voller groovigem Soul und, pardon my french, saucool.
Vilnes: Back To The Start
Auf seinem kurzen Debütalbum serviert der junge Norweger mit müheloser Leichtigkeit und ebenso prägnanter wie wandelbarer Stimme zunächst angejazzten Pop, dann Blues und schließlich, im finalen sechsten Song hängt der Himmel voller Geigen. Mit einer gut verdaulichen Dosis Bombast und so schön, dass die Entscheidung, an dieser Stelle Schluss zu machen, definitiv die Richtige ist.
Wolf Alice: Blue Weekend
2010 als Akustik-Duo von Sängerin und Gitarristin Ellie Rowsell und Gitarrist Joff Oddie gegründet, wurde die Band bald um Bassistin und Schlagzeuger erweitert. Nachdem ihr Album „Visions of Life“ von 2018 den Mercury Prize gewann, der als Independent-Gegenstück zu den BRIT Awards gilt, dürfte „Blue Weekend“ mit einiger Spannung erwartet werden. Musikalisch vereint das Quartett folkig-poppigen Sound mit Rock-Elementen und wurde vom britischen Clash-Magazine treffend als „Wunschkind von Grunge und Folk“ bezeichnet. Klassisches Songwriting, atmosphärisch dicht gewobene Soundteppiche aus folkigem Chorgesang und eingängige Refrains fundamentieren hier den Grund, auf dem auch richtig gerockt und sogar gerappt werden kann. Die erste Single „The Last Man On Earth“ wird auf BBC bereits als „Hottest Record in the World“ gehandelt. Die Latte lag also hoch, Wolf Alice sind locker drüber.
Urne: Serpent & Spirit
Metalheads aufgepasst! Einen fetten, satten, klassischen Sound hat die 3-Mann-Metalband aus London da auf ihrem Debütalbum hingelegt. Anklänge von Metallica, Mastodon und Alice In Chains werden ihnen nachgesagt und die hochklassige Gitarrenarbeit wird nicht nur Mucker aufhorchen lassen. Sänger und ex-Hang The Bastard-Bassist Joe Nally wechselt zwischen Growls und Gesang, und auch die langen Instrumentalparts, die zuweilen sogar in eine schwere Shoegaze-Atmosphäre abdriften, lassen das Herz höher schlagen. 2018 taten sich Joe Nally, Gitarrist Angus Neyra und Drummer Richard Harris zusammen und benannten sich nach der Graburne, allerdings nicht englisch „Urn”, sondern in deutscher Schreibweise –, weil es cooler aussieht. Der 8-Tracks-Umfang des Albums huldigt den Jugendhelden von Sänger Joe Nally: Judas Priest, Pantera, Metallica, Megadeth.
● Annika Bachem