Tonträger im Juni

Myd: Born A Loser
In Lille geboren, macht der DJ, Musiker und Produzent seit über zehn Jahren Musik, zunächst als Gründungsmitglied des gefeierten Kollektivs Club Cheval, wo er an Produktionen und Remixes für Künstler wie Kanye West, Dua Lipa, Theophilus London oder Brodinski mitgewirkt hat. Nun hat Myd ein erstes eigenes Album fertiggestellt – und zeigt darauf viel unverblümten, exzentrischen Flair.

 

 

 

 

 

Bachelor: Doomin‘ Sun
Wunderbar verträumten, dezent krachigen Indie-Rock mit Pixies-Gitarren serviert das Duo aus Melina Duterte aus L.A., besser bekannt als Jay Som, und Ellen Kempner, Singer-Songwriterin aus Boston und Leaderin der New Yorker Band Palehound. Ein klasse Debüt von zwei Musikerinnen, die Fans voneinander waren, bevor sie entdeckten, dass sie perfekt zusammenarbeiten können – und Freundinnen wurden.

 

 

 

 

 

Os Barbapapas: DooWooDooWoo
„Outernational Music For Interplanetary People“ machen die vier MusikerInnen aus São Paulo mittels traditioneller Topfgitarre, einer Glass-Harp und ein paar gängigeren Instrumenten. 13 Tracks voller Afrikanisch-orientalisch-indianischer Rhythmen in Verbindung mit freundlich-entspannten Sci-Fi/Psych-Klängen und einer glücklich-leichten Grundstimmung machen sofort süchtig.

 

 

 

 

 

Manchester Orchestra: The Million Masks Of God
Die schönste Quäkstimme des englischsprachigen Raums strikes again! Nicht aus Manchester, sondern aus Atlanta, Georgia stammt die 2004 gegründete Band um das Singer-Songwriter-Duo Andy Hull und Robert McDowell. Die 11 Tracks ihres sechsten Albums zeigen den bandeigenen rauschhaften Charakter mit üppiger Instrumentierung und zurückgenommener Härte.

 

 

 

 

 

Dota: Wir rufen dich, Galaktika
14 flockig-leichte Popsongs, die mit musikalischer Lässigkeit auf vielen Ebenen ansprechend sind, ohne zu viel zu wollen. Die Berliner Band um die Sängerin, Liedermacherin und Produzentin Dota Kehr hat hier ein rundum kurzweiliges Album abgeliefert, voller Texte über die Ratlosigkeit der Menschen, die alles richtig machen wollen und doch immer irgendwie schuld sind.

 

 

 

 

 

Arvid Nero: Little White Dove
Der schwedische Singer-Songwriter mischt Blues, Roots Rock und Pop zu einer entspannten, atmosphärisch dichten Klangwelt, in der er jedem Instrument den Raum gibt, den es braucht, um seine Ausdruckskraft entfalten zu können. Ein liebevolles, nachdenkliches Album mit dunkler Tiefe und ein paar kleinen Doors-Momenten für eine Stunde auf dem Barhocker oder zum Engtanzen.

 

 

 

 

 

Lisa Who: Ein neuer Beginn
Ist das schön, dass sie mit dieser Stimme nicht beschlossen hat, Indie-Pop zu machen. Viel interessanter ist das hier: Eine treibende, spacig angehauchte Mischung aus eben diesem und – man muss schon sagen: Prog Rock. Dem wohldosierten Geprügel und der einen oder anderen Bombastrock-Gitarre setzt die Musikerin, die seit 2010 als Keyboarderin der Band Madsen bekannt ist, ihren zart-melancholischen, zuweilen auch lasziv-verschlafenen Gesang entgegen. Auf ihrem zweiten Album nach dem 2017er- Debüt „Sehnsucht“ lässt die Berliner Künstlerin ihren Songs viel Zeit, sich zu entspinnen und pfeift auf playlistenoptimierte Songformate. Unter der immer wieder lyrisch-verspielten Oberfläche lauert ein feiner Humor oder tiefe Melancholie. Voller musikalischer Verspieltheit und Detailverliebtheit mit einem Hauch Pathos genau an den richtigen Stellen.

 

 

Sophia Kennedy: Monsters
Die in Baltimore, USA, aufgewachsene und in Hamburg lebenden Musikerin ist im Sommer 2017 mit ihrem hochgelobten selbstbetitelten Debütalbum eingeschlagen, das mit seinem eigenwilligen Sound viele darin einte, einfach mal hingerissen zu sein. Nach Hamburg war sie für ein Filmstudium gezogen und sagte dort 2013 durch ihre gemeinsame Single „Angel Lagoon“ mit Carsten „Erobique“ Meyer laut „Hier!“. In den folgenden Jahren komponierte sie vor allem Theatermusik und feilte an ihrem avantgardistischen und extravaganten, exaltiert-poppigen Stil. „Monsters“, nun, ist ein mitreißendes Panoptikum der musikalischen Möglichkeiten, die angesichts von Kennedys dunkel tönender, großartiger Stimme unendlich scheinen. Von düsterer Elektronik bis Billie Holiday und dennoch wie aus einem Guss: jeder Song ein ganz eigenes, gefährlich-schönes Biest.
   ● Annika Bachem


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