Might – Post-Noir, Sphere, Black, Doom, Metal

Ana Muhi und Sven Missullis sind schon seit fast zehn Jahren ein Ehepaar – seit Januar 2020 sind die beiden auch eine Band. Unmittelbar zuvor hatte man sich in aller Freundschaft von Drummer Tim Mohr getrennt und nach sieben Jahren die gemeinsame Band „Deamon’s Child“ zu Grabe getragen. „Wir haben im letzten halben Jahr immer öfter gemerkt, dass wir unterschiedliche Vorstellungen haben darüber, wo es hingehen soll. Wir wollten die Band aber auch nicht verbiegen“, so Sven.

Sven, genannt Missu, ist in Barsinghausen aufgewachsen, Ana in der Lüneburger Heide. Zum Studieren kam sie nach Hannover, nachdem sie schon kurz nach dem Abi ein Kind bekommen hatte. Mit Baby wollte sie nicht so weit weg und freute sich über einen Studienplatz in Hannover. In Hannover hat sie dann Jura studiert und lange beim Flüchtlingsrat gearbeitet. „Wenn wir von heute auf morgen von der Musik leben könnten, wäre es albern zu sagen, das nehme ich nicht an“, sagt sie auf die Frage, ob das auch mal ihr Plan gewesen sei, „aber ehrlich gesagt genieße ich es total, dass wir so sehr frei arbeiten können. Unsere Musik ist ja nicht jedermanns Sache! Ich freue mich über jeden, der das mag, aber wir müssen keine Zugeständnisse machen, um damit groß Geld zu machen, denn unser Lebensunterhalt wird ja anderweitig sichergestellt.“
Kennengelernt haben die beiden sich in Hannover und waren auch schon ein paar Jahre zusammen, bevor sie anfingen, gemeinsam Musik zu machen, erzählt Ana. „Als es mit Deamon’s Child losging, waren wir schon ein Ehepaar. Tim wurde mal gefragt, wie das so ist, mit einem Paar als Trio zusammenzuarbeiten und er meinte ,Wenn die beiden Autos wären, wäre ich so etwas wie eine Knautschzone.‘ Das war aber total liebevoll gemeint. Ich glaube, dass man als Paar auch bei musikalischen Konflikten einfach auf sehr kurzem Wege klarstellt, was Sache ist.“
Kurze Wege und eine reduzierte Besetzung entpuppten sich im März 2020 als echter Vorteil, als Ana und Sven begannen, einen Tag nach dem ersten Lockdown im eigenen Studio ihre Ideen umzusetzen. Schon im Juli erschien ihr Debütalbum „Might“ bei Exile On Mainstream Records. Wer hier mal reinhört, findet brachial düstere Soundgebilde, in denen es richtig kracht, die aber immer wieder Raum lassen für leisere, subtile Zwischentöne. Das Schlagzeug, eingespielt von Sven, ist zumindest bei einigen Tracks ein wildes Geprügel und klingt nicht so, als könne man sich auf der Bühne hier mit einem Drumcomputer behelfen. „Das war technisch etwas kniffelig, aber bei uns ist das Schlagzeug live als Videoprojektion dabei“, erklärt Sven. „Wir spielen ohne Click und bedienen das Schlagzeug als Einspielung per Fußschalter. Ganz einfach war das nicht, wir mussten das echt üben, aber es funktioniert.“
„Ich habe jetzt nicht nur einen Ehemann an der Backe, sondern zusätzlich eine virtuelle Version“, lacht Ana. „Wir proben grundsätzlich mit Beamer, und tatsächlich ist das ein interaktives Konstrukt. Das Schlagzeug erscheint wie ein Schattenriss hinter einer Leinwand, zu der ich mich oft drehe, um zu sehen, was er gerade tut, damit ich darauf reagieren kann.“ Auf diese Weise ist ein Schlagzeuger in Action zu sehen, auch wenn er nicht wirklich auf der Bühne steht. „Ich habe mich anfangs schon gefragt, ob dann live nicht ein bisschen das Flattern an der Hose fehlt“, räumt Ana ein, „aber tatsächlich genieße ich es als Sängerin, dass wir jetzt auf der Bühne einen super Sound haben.“ Live konnten sie das Ganze leider erst ein einziges Mal ausprobieren, bei ihrem Debütkonzert im letzten Oktober im Rostocker Bunker.
Ein paar Lorbeeren haben die beiden sich auch schon verdient: Radio Fritz lud sie zum Interview nach Berlin ein, und das Deaf Forever Magazin kürte Might im Jahresrückblick zum Newcomer des Jahres 2020.
Warum gibt eine Band aus Hannover ihr erstes Konzert in Rostock und das erste Interview in Berlin? „Die waren einfach die ersten, die gefragt haben“, lacht Sven.
Seither geht es Might wie allen anderen Bands – geplante Gigs wurden abgesagt, und mit weiteren Planungen halten sie sich erst einmal zurück. In diesem Jahr sollten sie im April auf dem niederländischen Roadburn Festival ihr internationales Live-Debüt geben. Das Festival fand in digitaler Form statt, für die die Band ein im Proberaum aufgenommenes Live-Video eingereicht hat, das unter dem unten stehenden Link gestreamt werden kann.

     ● Annika Bachem

Mehr Infos unter www.might.earth und https://roadburn.com/band/might. Am 18.09. sind sie im Béi Chéz Heinz Support für COR.


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Ein Kommentar für “Might – Post-Noir, Sphere, Black, Doom, Metal”

  1. Danke Stadtkind!

    Das MIGHT Set vom Roadburn Festival ist jetzt auch direkt auf YouTube unter folgendem Link zu erreichen:

    https://www.youtube.com/watch?v=67D_TtY984w

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