Lorenz O‘tool/Jeremy Tayler: Balcony’s Paradise
Embrace imperfection! Lorenz O‘tool und Jeremy Tayler haben sich auf einer australischen Terrasse zusammengefunden, um genau das zu tun. Dabei sind 35 Minuten ziemlich bekiffter guter Laune entstanden. Vogelgezwitscher und andere Hintergrundgeräusche sind zu hören, und ab und zu kommen Freunde vorbei. Total überflüssig und genau das, was wir gerade brauchen.
Chantal Acda: Saturday Moon
Acht federleichte, zart-melancholisch hingetupfte Songs versammeln sich auf dem vierten Album der niederländischen Musikerin, auf dem sie eine ganz neue Freiheit zelebrieren konnte, ist es doch das erste von ihr selbst produzierte. Rekordverdächtige 18 musikalische FreundInnen tragen mit Kontrabass, Klavier, Streichern oder Hörnern dazu bei, das Netz an manchen Stellen noch etwas dichter zu weben.
Love Machine: Düsseldorf – Tokyo
Auf ihrem vierten Studio-Album spielen Love Machine ruhige bis wilde, angenehm verschrobene Rockmusik, überwiegend mit deutschen Texten. Die Düsseldorfer Band um Sänger Marcel Rösche gibt in zehn Episoden von rauschhaft über gemütlich schunkelnd bis herausgebrüllt und -geprügelt Eindrücke ihrer Heimatstadtstadt im Spannungsfeld zwischen Mondänität und Trash.
Xixa: Genesis
2013 in Tucson gegründet, bezieht sich die Band von Beginn an ästhetisch und musikalisch auf die düstere Wüstenlandschaft um ihre Heimatstadt in Arizona. Ihren Stil bezeichnen sie als „Mystic Desert Rock“, „Goth Cumbia“ oder „Latin Psych“. Für ihr Artwork arbeiten sie eng mit dem bildenden Künstler Daniel Martin Diaz zusammen. Ein stimmiges Gesamtpaket, bei dem Quentin Tarantino fröhlich grüßen lässt.
Noga Erez: Kids
Anlässlich ihres Debütalbums „Off The Radar” nannte der Guardian sie „Israels aufsässigste Newcomerin”. Vier Jahre später spiegeln die 13 stark rhythmusbasierten, elektronischen, durchweg tanzbaren HipHop-Tracks auf „Kids”, ihrer brandaktuellen Nr. 2, die politischen Zerwürfnisse ihrer Heimat ebenso wie vergiftete Beziehungen, das Gefühl, Außenseiter zu sein und Social-Media-Absurditäten.
Volter: High Gain Overkill
Schon bei der Bandgründung 2014 war man sich einig, dass die Band den Stil von Motörhead feiern würde. Auch auf ihrem zweiten Longplayer sind sie sich von jedem Song bis hin zum Artwork treu geblieben. Gecovert wird hier nicht, sondern sehr gekonnt und regelrecht detailverliebt gehuldigt. Und braucht man das? Klares ja, denn Lemmy ist tot und irgendwer muss es ja machen!
MONO: Beyond The Past
Die 1999 gegründete, vierköpfige instrumentale Post-Rock-Band aus Tokio kombiniert Shoegaze-Gitarrensounds mit Orchesterarrangements zu monumentalen, rauschhaften Klangreisen mit viel Platz für sich dynamisch und in ihrer Dichte langsam aufbauende Strukturen, die sich in verzerrt zerfetzenden bis melodisch erlösenden Höhepunkten entladen. Ihr Live-Album „Beyond The Past“ dokumentiert ein denkwürdiges Konzert im Londoner Barbican Centre im Dezember 2019, mit dem die Band mit einer Reihe musikalischer Freunde und WegbegleiterInnen ihr 20-jähriges Bestehen feierte. Mit dabei: die japanischen Underground-Ikonen Boris und Envy, die französischen Post-Metal-Legenden Alcest und die britischen Kollaborateure AA Williams und Jo Quail. Die Veranstaltung gipfelte in einem Auftritt mit dem Londoner National Youth String Orchestra. Ein brachialer Vorgeschmack auf die Live-Saison 2022.
Whatitdo Archive Group: The Black Stone Affair
Die Musiker Alexander Korostinsky, Mark Sexton und Aaron Chiazza, alle drei Komponisten, Toningenieure und begeisterte Plattensammler, bilden seit 2009 die Whatitdo Archive Group. In Reno, Nevada widmen sie sich dem Kuratieren, Aufführen und Bewahren von esoterischen Soundtrack-, Bibliotheks- und Deep-Groove-Sammlungen. 2015 veröffentlichten sie Lo-Fi-Deep-Groove-Demos, die, auf Kassette in einer alten Garage aufgenommen, unter dem Namen „Shit’s Dope” im Netz schnell weltweite Verbreitung fanden. Ihren Spaß an Legenden leben die drei nun mit „The Black Stone Affair“ aus. Die 12 Tracks werden kurzerhand zum Soundtrack eines Italo-Westerns deklariert, der aufgrund mysteriöser Umstände nie zur Aufführung kam. Die Musik konnte dankenswerterweise gerettet werden und hätte dem Genre mit ihren staubigen Percussions, Cembalo und Funky Grooves
Morricone alle Ehre gemacht.
● Annika Bachem