beatbar: No Buyers Found
„Stay the f*** at home“ kann sehr Kreatives hervorbringen, wenn frau über Homerecording-Skills verfügt. So hat die hannoversche Band beatbar bereits ein Jahr nach „Blue Shine” ihr neues Album mit zehn sehr unterschiedlichen, überwiegend tanzbaren Elektropop-Tracks am Start. Gar nicht typisch, aber unbedingt reinhörenswert ist die hypnotisch-laszive Ballade „Come Into”.
Joplyn: Pappelallee
Die junge Berliner Songschreiberin, Produzentin und Sängerin mit deutschen, vietnamesischen und kanadischen Wurzeln kombiniert ethnische Klänge mit modernen Dance-Produktionen und fragilen Vocals zu cluborientiertem Deep House. Sie setzt dabei erfolgreich auf Plattformen wie Spotify, wo sie, geadelt durch Remixe von Booka Shade, Robot Koch und John Monkman, schon millionenfach gestreamt wurde.
Tash Sultana: Terra Firma
„Loopstationwunder“ wird die 25-jährige Australierin genannt, die neben der Gitarre noch zehn weitere Instrumente beherrscht und sie live auch gern alle gleichzeitig auf die Bühne bringt. Sie jammt per Loopstation gewöhnlich also mit sich selbst, betritt für ihr zweites Album aber Neuland: Eine Live-Band für die anstehende „Terra Firma“-Tour steht schon in den Startlöchern.
Masha Qrella: Woanders
Auf ihrem sechsten Album vertont die 1975 in Ost-Berlin geborene Sängerin und Songschreiberin Texte des 1976 aus der DDR ausgebürgerten und 2001 in Berlin verstorbenen Schriftstellers, Dramatikers und Regisseurs Thomas Brasch. Erstaunlich gut eignen sich diese Texte zur Vertonung in Form von ganzen siebzehn recht minimalistischen, sehr eingängig-tanzbaren Popsongs.
Karl die Große: Was wenn keiner lacht
Die sechsköpfige Band um Sängerin und Songschreiberin Wencke Wollny macht schlauen, kreativen und facettenreichen Indie-Pop mit ebenso klugen wie witzigen Texten. „Was wenn keiner lacht“ ist vielleicht genau das Album, dass man mal anhören sollte, weil es bei unerwarteten Brechungen und der richtigen Melodie an der richtigen Stelle immer noch eine Schippe drauflegt.
Lizzard: Eroded
Ein wunderbares viertes Album des britisch-französischen Progressive-Rock oder auch -Metal Trios des Bassisten William Knox, des Sängers und Gitarristen Mathieu Ricou und der Schlagzeugerin Katy Elwell, das keine Wünsche offen lässt. Elwell liefert ihren Bandkollegen ein so herrlich hingeprügeltes, polyrhythmisches Fundament, dass ich mich dann doch auf Progressive-Metal festlegen möchte.
The Pretty Reckless: Death By Rock And Roll
Kopf der Band ist die Ex-Schauspielerin Taylor Momsen, die durch die Rolle der Jenny Humphrey in der Serie „Gossip Girl“ zwischen 2007 und 2012 bekannt wurde. Währenddessen war sie aber schon, quasi mit einem Auge, auf der Suche nach geeigneten Bandmitgliedern. Stimmlich prädestiniert dafür, echten Schweinemetal zu präsentieren, tut sie genau das in wechselnder Besetzung seit 2009, mit kleineren Abstechern Richtung Schweinerock mit eine Hauch Country. Als Gastmusiker für ihr viertes Album konnte sie Matt Cameron (Pearl Jam, Soundgarden), Kim Thayil (Soundgarden) und Tom Morello (Rage Against The Machine) gewinnen. Und hier wird erwartungsgemäß gerödelt, was das Zeug hält. Wer in seinem Herzen ein kleines Plätzchen freihält für die genannten Genres, kommt voll auf seine oder ihre Kosten. Herausragend ist die Ballade „25“ in wunderbarster Chris-Cornell-Manier.
Brisa Roché / Fred Fortuny: Freeze Where U R
Als echte Allrounderin schreibt die 44-jährige Roché nicht nur Songs, sondern arbeitet auch als Autorin und Malerin. Ihr Debütalbum erschien 2005 bei Blue Note Records, doch verließ die die in Paris lebende Kalifornierin ihr Jazz-Fundament, um sich in den Folgejahren Genres wie Pop, Neofolk, Elektro oder Postpunk anzueignen und dann auch gleich wieder weiterzuziehen. Zusammen mit dem Songschreiber und Filmkomponisten Frédéric Fortuny hat sie sich nun wieder dem klassischen Songwriting zugewandt. „Freeze Where U R“ ist ein nostalgisch anmutendes Album, dass da anknüpft, wo The Mamas & the Papas, The Byrds oder auch Joni Mitchell zu Beginn der Siebzigerjahre standen. Hier wird melodisch in die Vollen gegriffen, immer wieder unterbrochen von experimentellen Tracks, die allen von stilistischer Einheitlichkeit Träumenden kräftig eins hinter die Ohren geben.
● Annika Bachem