Nun ist es geschafft – und noch nichts ist geschafft. Das Corona-Jahr 2020 ist Geschichte, willkommen im Corona-Jahr 2021. Anstrengend wird es in den kommenden Wochen und wahrscheinlich Monaten bleiben, für diese Voraussage muss man kein Prophet sein. Wir wünschen uns Geduld und Zuversicht. IWir wünschen uns Mut, pragmatisch und unbürokratisch zu handeln. Und wir wünschen uns, dass wir nicht überdrehen, dass wir nachsichtig sind mit allen, die Entscheidungen treffen müssen, die Verantwortung übernehmen.
Wer handelt, der macht Fehler. Wenn sich alle immer gleich auf die Fehler stürzen, wird irgendwann niemand mehr handeln – oder überzogen handeln, um bloß nichts falsch zu machen. Beide Varianten erleben wir momentan in Deutschland.
Wir dürfen ruhig ein bisschen Respekt haben vor jenen, die momentan Verantwortung übernehmen. Und gleichzeitig sollten wir sehr kritisch sein gegenüber jenen, die nur kritisieren, wohl wissend, dass sie nicht handeln müssen (und hoffentlich niemals in Positionen kommen, in denen sie handeln dürfen).
Gleichwohl muss konstruktive Kritik erlaubt sein und erlaubt bleiben. Herausgestellt hat sich in den vergangenen Monaten beispielsweise, dass viele Politikerinnen und Politiker kaum eine Ahnung von der Lebenswirklichkeit Kulturschaffender haben. Und entsprechend absurd waren manche Vorschläge oder Ratschläge. Auch hier muss man zunächst nachsichtig sein. Aber man darf auch etwas fordern, nämlich, dass Politikerinnen und Politiker erkennbare Wissensdefizite schleunigst beheben, dass sie sich schlau machen, dass sie zuhören, um die tatsächlichen Bedürfnisse und Probleme zu erkennen und entsprechend zu reagieren, dass sie es im Nachgang dann besser machen.
Die Kultur wird voraussichtlich am längsten unter dieser Pandemie zu leiden haben, es braucht darum dringend passgenaue Konzepte, die langfristig angelegt sind.
Kultur ist nicht darauf ausgerichtet, selbst widerstandsfähig zu sein, sie soll in erster Linie schön sein, anregend, sinnlich, humorvoll, klug, inspirierend, unterhaltend, damit hat sie genug zu tun. „Survival of the Fittest“, das hört man momentan sehr oft. Wer nicht gut aufgestellt ist in diesen Krisenzeiten, wer vielleicht schon vorher nicht gut aufgestellt war, der hat jetzt eben Pech gehabt. Das mag, traurig genug, für unsere Märkte gelten, für die Kultur müssen wir aber ganz andere Maßstäbe anlegen, ihr Wert ist eigentlich nicht mit Geld zu messen und auch nicht zu bezahlen. Trotzdem muss sie natürlich bezahlt werden. Lessing lässt in seiner Emilia Galotti den Prinzen fragen: „[…] Was macht die Kunst? “ Und der Hofmaler Conti antwortet: „Prinz, die Kunst geht nach Brot.“
Natürlich, auch Künstlerinnen und Künstler müssen essen und ihre Miete bezahlen. Also malt Conti, was dem Prinzen gefällt. Von diesem Deal mit der Kunst haben wir uns glücklicherweise weitgehend verabschiedet, wir bezahlen die Kultur – und lassen uns dann gerne überraschen, wir lassen den Kulturschaffenden (zumindest im Idealfall) ihre Freiheit. Diese Freiheit in der Kultur ist es, die wir jetzt dringend erhalten müssen.
In unserer Stadtkind-Januarausgabe haben wir auf rund 20 Seiten Platz geschaffen für die Kunst. Warum? Darum!