Wer – wie wir STADTKINDER – im Deister an der Frischluft wandert oder Fahrrad fährt, der kann das sicher früher oder später aufkommende Hungergefühl in einem historischen Gebäude am Waldrand stillen: Ursprünglich war das Herrenhäuser-gelbe Haus eine Poststation, an der die Kutschen auf dem Weg nach Hannover Halt machten. Die Gaststätte (der nach dem nahen Steinbruch benannt „Krug“) wurde nach und nach durch Anbauten erweitert, die Pläne für einen grundlegenden Umbau erstellte der hannoversche Hofbaudirektor Georg Ludwig Laves. Der Unterbau des Hauses besteht aus den gleichen Quadersteinen wie sie für das Kellergeschoss des neuen Rathauses in Hannover und beim Bau der Oper verwendet wurden, sie stammen aus den Steinbrüchen der Familie Knigge. 1976 wurde der Steinkrug wieder umgebaut und von Grund auf renoviert. Für den gelungenen Innenausbau erhielt der hannoversche Architekt Dr. Peter Grobe damals den BDA-Preis (Bund Deutscher Architekten). Das denkmalgeschützte Gebäude besteht heute aus Jagdzimmer, Kniggesaal, Reiterbar, Poststube und einer Kaffeestube als vorgelagerter Veranda. Das Restaurant im Saal bietet Platz für ca. 120 Personen verteilt auf zwei Ebenen mit Galerie, großem Kamin, schönem hohen Deckengewölbe und bodentiefen Bogenfenstern, die sich bis in die Galerie fortsetzen. Das Speisenangebot wird durch regionale und saisonale Gerichte geprägt, denen die Hausköche einen eigenen Schliff verpassen.
„Jetzt wird es Wild“ – das aktuelle Menü der Saison punktet etwa mit einem Kürbis-Orangencremesüppchen, geschmorter Hirschkeule, Sal-timbocca vom Wildschwein oder Hirschrückenmedaillons sowie klassischen Herbst-Beilagen wie Apfelrotkohl, Wirsing oder Kartoffelklößen (für 29,90 Euro). Auch wenn sich die Taro Roots Wasserbrotwurzel-Suppe spannend und Speisen wie das gebratene Lammkarree mit Ratatouille und Macaire Kartoffeln (für 26,80 Euro) äußerst schmackhaft anhören, wählen wir angesichts der vorrückenden Zeit und dem noch vor uns liegenden Weg aus der corona-reduzierten Speisekarte zwei schnellere Gerichte. Das Tomaten-Mandel-Risotto (für 13,50 Euro) ist pfiffig gemacht mit knackigen, ziemlich scharfen Lauchringen, auf die man immer wieder überraschend beißt. Auch saftige Kirschtomaten, knusprige Mandelsplitter und Kräuter tragen angenehme Überraschungsmomente und willkommene Geschmackskomponenten zum netten Risogericht bei. Weniger positiv ist der Biss auf die Gewürznelke, die man eher in der Brühe als im fertigen Risotto vermuten würde, und auch der Rucola ist nicht nur ein wenig zu salzig geraten. Eigentlich aber ein sehr ansprechendes Gericht, dem man wahrscheinlich noch eine zweite Chance geben sollte.
Das Steinkrug-Schnitzel überzeugt dagegen gleich auf den ersten Bissen mit seinen sautierten Pilzen in einer geschmeidigen Rahmsauce. Mit Speck-Bratkartoffeln für den deftigen Unterton und Salat für die Frischemomente wird eine bodenständige Sache daraus, die schlicht und ergreifend tut, was sie soll: schmecken und satt machen (für 13,90 Euro). Jeden Dienstag kosten dieses und weitere Schnitzel-Gerichte wie Hähnchen-Schnitzel (mit Käse und Tomate überbacken), Cordon bleu vom Schwein mit Tomaten-Chili Sauce oder das vegetarische Gemüse-Schnitzel mit Sour Cream, Bratkartoffeln und Salat nur 9,90 Euro – ein Grund mehr, im Steinkrug an diesem Tag und nicht am Wochenende einzukehren. Samstags und sonntags kann es bei zeitgleicher Belegung durch (Trauer-) Feiern schnell eng für spontane Gastgruppen werden, zu zweit findet sich aber erfahrungsgemäß auf der Galerie noch ein Platz. Zum Weihnachts-Buffet am ersten und zweiten Weihnachtstag von 11-15 Uhr empfiehlt sich die schnelle Reservierung des warmen Plätzchens am offenen Kamin aber unbedingt (inklusive einem Glas Sekt zu Begrüßung kostet das Buffet 42,50 Euro, für Kinder bis 5 Jahre nichts, für Kinder von 6-11 Jahren die Hälfte).
Im Frühjahr und Sommer können sich die zahlreichen Wanderer und Radfahrer, die den
Deister erkunden, wieder großzügig im Biergarten verteilen, denn hier laden 100 Plätzen zum Verweilen ein. Im Grünen, mit Wasserspiel, Schatten- und Sonnenplätzen darf man sich hier über eine Stärkung in Form von Kaffee und frischem (Flamm-)Kuchen, Hähnchen-Wrap oder Krombacher-Schwarzbier-Bowle freuen. Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen, Seminare für maximal 30 Personen im separaten Seminarraum und Trauerfeiern nach einer Beisetzung im nahegelegenen Ruhewald richtet das Steinkrug-Team selbstverständlich gerne aus. Übernachten können die weitgereisten Gäste – oder müdegewanderte Hannoveraner – in einem der komfortablen 11 Einzel- oder 9 Doppelzimmer der 3-Sterne-Kategorie.
● Anke Wittkopp
Hotel Steinkrug
Lindenallee 26
30974 Wennigsen
Tel. 05045 – 91111
www.steinkrug.de
Öffnungszeiten
Di – Fr 17 – 22 Uhr
Sa 12 – 22 Uhr
So 12 – 21 Uhr