boochen

SurferInnen wissen, wofür „boo“ steht. „Blue ocean obsessed“ ist auch Jingjing Qi, als sie 2018, noch während ihres Design-Studiums mit einer Kollegin ihre erste Kollektion nachhaltiger Bikinis unter dem Label boo surfwear auf den Markt bringt. Der Gedanke dahinter ist, Bademode herzustellen, die auch noch sitzt, wenn die Wellen mal etwas höher werden, und gleichzeitig etwas gegen die Vermüllung der Ozeane zu unternehmen. Denn wer bäuchlings auf dem Surfboard durch die Wellen paddelt, und dabei regelmäßig Plastiktüten aus dem Wasser fischt, wird nachdenklich … Inzwischen wurde „boo“ zu boochen, und neben einem international aufgestellten Onlineshop gibt es auch ein kleines, feines Ladengeschäft in der Asternstraße 27.
JingjinFoto: boocheng Qi, die boochen zusammen mit ihrem Mann Dirk Heinemann betreibt, eröffnete den Showroom in der Asternstraße im Juni dieses Jahres. Praktikantin Marielle ist seit zwei Monaten dabei, sie studiert Modedesign und freut sich, ihre Praxiserfahrungen in einem so jungen, modernen und vor allem nachhaltig agierenden Unternehmen sammeln zu können. Aber was ist überhaupt so nachhaltig an diesem Label?
Zum einen ist es der Rohstoff. Für die Herstellung der Stücke hat boochen sich mit Econyl zusammengetan, einem Unternehmen, das Nylongewebe aus Abfällen herstellt, die aus Meeres- und Mülldeponien, Industrieplastik, Stoffresten von Bekleidungsherstellern, alten Teppichen und „Geisternetzen“ gewonnen werden. Es entsteht ein sehr hochwertiges, langlebiges Produkt, dass vor UV-Strahlung schützt und bis auf den Elasthan-Anteil komplett aus Recycling-Materialien besteht. Der Stoff fühlt sich gut an, relativ fest, was an der zweiten, sehr nachhaltigen Idee liegt: Die Bikinis, die so verstellbar sind, dass sie individuell angepasst werden können, sind zweilagig genäht und von beiden Seiten tragbar. So hat man zwei Designs in einem. Auch bei der Verpackung für den Versand wird großer Wert auf recycelte, zum großen Teil sogar kompostierbare Materialien gelegt. Aktuell wurde boochen sogar für den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021″ in der Kategorie Design nominiert, eine schöne Bestätigung für das junge Label.
Dazu passt es einfach, dass neben dem Online-Handel, auf dem der Umsatz-Schwerpunkt liegt, jetzt auch die Möglichkeit besteht, die Stücke in einem Laden in Ruhe anzuprobieren. „Wir würden dieses Hin- und Hersenden gerne reduzieren“, so Marielle, die berichtet, dass natürlich oft Kundinnen acht Teile bestellen, um dann sechs wieder zurück zu schicken.
NFoto: boocheneben Bademode bietet boochen außerdem noch Sportkleidung oder T- und Sweatshirts aus Baumwolle mit „Ocean Lover“-Aufdruck an. Die Bikinioberteile kann man auch als Sport-BH tragen, sie passen als Top sogar zu den Yogapants.
Verrückt teuer sind die Stücke nicht, die meisten Hosen und Oberteile kosten etwa 70 bis 80 Euro, was für ökologisch hergestellte Mode jenseits von Massenproduktion eher günstig ist. „Billig ist das natürlich nicht, aber du brauchst ja auch nicht 20 Sportleggings, sondern vielleicht zwei“, so Marielle, die im Anschluss erklärt, wie diese Preise zustande kommen: Produziert werde in China, der Heimat von Jingjing Qi, unter fairen und vor allem persönlich überprüften Arbeitsbedingungen. „Das Studio dort zahlt einen überdurchschnittlichen Lohn und hat angemessene Arbeitszeiten. Die Mittagszeit ist genauso wichtig wie der pünktliche Feierabend. Wir arbeiten eng mit den Akteuren vor Ort zusammen, um ein faires Nähstudio für den fairen Handel in der gesamten Region aufzubauen und mehr Menschen eine komfortable Arbeitsbalance zu bieten.“Foto: boochen
Übrigens: Für alle Einkäufe zwischen dem 15. November und dem 24. Dezember werden zehn Prozent der Einnahmen an die „Seebrücke“ gespendet. „Für uns ist das Meer ein wunderschöner Ort“, betont Marielle, „und es ist schwer zu ertragen, dass es für andere eine Todesfalle ist.“
Annika Bachem

www.boochen.co
Showroom in der Asternstraße 27,
Öffnungszeiten oder Terminvergabe unter
www.boochen.co/pages/showroom.


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