Paralies, das sind vier Jungs aus Hannover, die sich 2018 übers Internet kennengelernt und dann in einem Bunker eingeschlossen haben, um eigene Songs zu performen. Jetzt sind sie auf dem Weg, mit ihrem Pop-Punk und Punk-Rock dem alltäglichen Stress den Kampf anzusagen und die Welt unsicher zu machen. Man soll sich in die Musik „fallenlassen“, den Moment genießen und einfach tanzen, Spaß haben und die Welt und alle anderen Probleme für den Augenblick vergessen. Mit diesen Worten beschreibt die Band sich selbst und ihre musikalische Mission. Die vier Musiker, die sich da im Sommer 2018 digital fanden, sind Fiete (Gesang und Gitarre), Jan (Gesang und Gitarre), Gregor (Bass und Background-Gesang) und Denis (Schlagzeug).
Fiete lernte Gitarre, weil er Billy Talent gut fand. Und er fing mit dem Singen an, weil er bei seiner ersten Band das kurze Streichholz gezogen hatte. Jan kam von der klassischen Gitarre über eine Big Band zum Punkrock und wurde von Fiete zum Singen „genötigt“. Gregor stand 2011 nach dem Schützenfest plötzlich mit Restalkohol und einem geliehenen Bass in einem schummrigen Keller und musste sich dort das Bassspielen selbst beibringen. Und Denis ist eigentlich aus der Eifel und damit der einzige Zugezogene der Band. Nach seinem ersten Tote-Hosen-Konzert fing er begeistert an, selbst Schlagzeug zu spielen.
Auf Spotify, Soundcloud, Bandcamp und YouTube finden sich erste Songs von Paralies. Beispielsweise das offizielle Video zur ersten Single aus ihrer Debüt-EP: Das etwa zweieinhalb-minütige Video zu „Suck It (I’m Happy)“ wurde im Mai veröffentlicht. Es zeichnet sich durch eine sehr eingängige und treibende Melodie aus, die mitreißt, in den Körper geht und geradezu zum Headbanging einlädt. Da zu der Zeit nichts mit Auftritten war, hatten die Jungs die Idee, ein Video passend zur Situation zu machen. Als Zeugnis der Coronazeit besteht es aus verschiedenen zusammengepuzzelten Szenen der vier Musiker in Isolation. Wir sehen sie immer einzeln, nie zusammen; beim Duschen, beim Schlagen auf Töpfe und Toilettenpapier, mit Instrumenten auf dem Balkon oder im Garten, im Bett oder zwischen weiterem Musikequipment in ihrem Bunker.
Der Songtext behandelt eine Eltern-Kind-Beziehung, in der das Kind den eigenen Lebensweg nach dem der Eltern richten muss, womit es, also das „lyrische Ich“, nicht zufrieden ist. Es möchte und kann eigene Entscheidungen treffen und den eigenen Lebensweg wählen. Ich bin ich und ich lebe mein Leben wie ich es will – Suck it, I’m happy.
Grundsätzlich schreibt Fiete die Texte, dabei nimmt er aber auch Ideen von allen anderen mit auf. Die zweite Single, „Dreamer“, dreht sich um das Thema Beziehungen und Liebe. Es geht um einen Freund, der noch nicht das Glück hatte, die passende Frau zu finden. Denis kam auf den Intro-Beat, der Rest wurde ausprobiert und der Song ist dann einfach so passiert. Die meisten der Paralies-Songs sind im „Pop-Punk“-Stil gehalten, es gibt aber auch härtere Songs (einer davon wird sich auf der EP wiederfinden, die im Entstehen ist), hauptsächlich wollen die Bandmitglieder aber einfach Musik schreiben, die ihnen selbst Bock aufs Live-Spielen macht und den Leuten Lust am Zuhören bringt.
Am 4. September durfte die Band ausprobieren, wie ein Gig unter Corona-Auflagen funktioniert – auf der Strangriede Stage konnte ein kleines Konzert stattfinden. „Definitiv geil, mal wieder auf der Bühne zu stehen. Kurt von der Strangriede hat da ein super Konzept entwickelt, um das durchzuführen. Allerdings war es auch ein wenig ungewohnt, vor sitzenden Leuten ein Rockkonzert zu spielen. Wenn du selbst auf der Bühne richtig Gas gibst, unten aber alle sitzenbleiben müssen, ist das schon ein wenig merkwürdig. Aber auf jeden Fall eine super Erfahrung, um daraus zu lernen und eine neue Verbindung zum Publikum aufzubauen,“ berichten die Jungs zum Auftritt unter Corona-Bedingungen. Einen festen Termin für den Release können sie noch nicht nennen, aber es wird wohl auf Ende Oktober hinauslaufen: Die EP „Concrete Club“ ist soweit fertig, da müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten begradigt werden. Die freie Zeit in den letzten Monaten hat die Band jedenfalls genutzt, um neue Songs zu schreiben – und hätte jetzt theoretisch auch genug für ein Album mit 14 bis 16 Liedern zusammen. Wie und wann das Ganze aufgenommen werden kann, steht zwar ebenfalls noch nicht 100 %ig fest – aber falls alles klappt, gehen die Paralies-Jungs Anfang 2021 ins Studio. Und die Hoffnung, im kommenden Sommer zumindest wieder auf ein paar Festivals spielen zu können, bleibt.
● Luka*s Friedland