Der musikalische Markt ist eigentlich gesättigt und wird dieser Tage maximal von amerikanischen Teenagermädchen mit ungewaschenen Haaren revolutioniert. Es gibt nichts mehr, was es noch nicht gegeben hat und das Rad lässt sich nun mal nicht neu erfinden. Und auch, wenn Gero Drnek und Andreas Thomeczek in Summe 117 Jahre Lebenserfahrung zur Verfügung stehen, aus denen sich sicherlich eine Menge Geschichten musikalisch erzählen ließen, verzichten sie darauf ganz bewusst.
Als „Two Men Group“ widmen sie sich ihren Lieblingsliedern, probieren sie an und aus, reiben sich daran, verwerfen, arrangieren um und probieren neu, bis es passt. Die Ergebnisse sind mal schlüssig, mal skurril, aber immer erstaunlich: Mithilfe eines Schlagzeugs und einer Gitarre sind im Normalfall nämlich nicht solche Geräusche zu erzeugen. Das Duo bedient sich jedoch versiert allerlei technischen Schnickschnacks, mit dem Otto Normalverbraucher nichts anzufangen wüsste, und ist so in der Lage, die Illusion einer Bigband auf die Bühne zu zaubern.
So klingen Stücke wie „Heart of gold“ von Neil Young oder „The Boxer“ von Simon & Garfunkel –
Lieder also, die man schon so oft gehört hat, dass man sie auf gar keinen Fall ein weiteres Mal hören möchte – plötzlich ganz anders, frisch und fast schon zeitgemäß. Das trotz seiner albernen Banalität zum Welthit avancierte „With a girl like you“ von The Troggs bekommt plötzlich groovigen Tiefgang. Eine reggae-eske Version von Van Morrisons „Brown eyed girl“ macht großen Spaß und Songs wie „Traffic Jam“ von James Taylor, eines dieser Stücke, die jeder ohne es zu wissen kennt, bleiben aufgrund ihres neuen Gewandes im Gedächtnis. Auch vor Künstlern wie Little Feat (immerhin eine sechsköpfige Bluesrock-Band) oder Ikonen wie Ry Cooder, Frank Zappa oder David Lindley macht die Two Men Group nicht halt. Man fragt sich: Geht denn das?
Offensichtlich.
Und noch viel offensichtlicher braucht es dafür neben Know-how ein gewisses blindes Verständnis untereinander. Befreundet seit 1975 und zeitweise sogar Wohnungsgenossen, haben Andreas Thomeczek und Gero Drnek scheinbar einen Weg gefunden, sich nonverbal zu verständigen und in all den Jahren die Musik nicht aus den Augen verloren. Der eher besonnene Schlagzeuger Thomeczek arbeitete als Tourmanager für u. a. die Neville Brothers und Joe Cocker, während Drnek, der Multiinstrumentalist mit Hang zum Komischen, bei der nicht ganz unerfolgreichen Band Fury in the Slaughterhouse seit gut dreißig Jahren die Libero-Position bedient.
Die beiden sind sich zumindest dahingehend einig, dass es einer hippen und zwangsjuvenilen Bühnenshow ebenso wenig bedarf wie Zuckerschnuten-Selfies auf Instagram. Keine fette Selbstvermarktung, kein „fake it ‘til you make it“.
„Das machen andere schon in ausreichender Menge und fast immer ist es mehr oder weniger peinlich. Ich mache lieber, wovon ich was verstehe“, sagt Gero Drnek. Dass diese bescheidene Grundhaltung dem Weltruhm eher abträglich ist, versteht sich von selbst. Allerdings ist Weltruhm auch nicht das Ziel der Two Men Group. Es geht um Spielfreude und Musik als fast schon therapeutisches Erlebnis. Das mit einer gewissen Zuhörerschaft, auch wenn sie klein sein mag, teilen zu dürfen, macht dem Duo Spaß – und ebenso dem Publikum. Man sollte also Augen und Ohren offenhalten – und sich bei entsprechender Gelegenheit einer musiktherapeutischen Sitzung unterziehen.
UM
Two Men Group:
Andreas Thomeczek – Schlagzeug, FX
Gero Drnek – Gesang, Gitarre, Gedöns