Zielstrebig am Mainstream vorbeidancen kann man zum raffinierten Sound des hannoverschen Elektropop-Duos Girls On Collision, bestehend aus Nicht-Girl Matthias Sturm und Stef Awramoff, Szene-Kennern von ihrer aktuellen Band beatbar oder früher von Czech bekannt. In den letzten Jahren entwickelten die beiden ihre Stücke vorwiegend im Homerecording und verbanden dabei satte Bässe, treibende Retro-Synths und das Klickern von Elektrosounds mit ausdruckstarkem, elektronisch verspiegeltem Gesang und markanten Hooklines. Für ihren absolut tanzbaren Song „Your Soul Shows Art“ wurden sie kürzlich mit dem „German Songwriting Award“ geehrt, der sich schwerpunktmäßig an die kreativen Köpfe hinter den aufführenden Musik-künstlern richtet und die Schaffenskraft von Songwritern, Textern, Produzenten und Bands mit eigenen Songs feiert.
In der Kategorie Electronic Dance Music – Electro-Producer suchte die Jury nach starken EDM-Tracks, die einen direkt auf die Tanzfläche ziehen, und die Girls On Collision konnten mit ihrer elektronischen Popmusik überzeugen. Den Gewinner-Song „Your Soul Shows Art“ treiben wuchtige Drums voran, gepaart mit ordentlichen 80er-Jahre-Synths und energiegeladenem Gesang.
Konfusion geht durch Ohren und Rückenmark in die Beine, Halleffekte wurden bereichernd angewendet, auch klangliche Game-Anleihen piepen sich durch knallige Beat-Wendungen, werden zu atmosphärisch-poetischem Dahinschweben und zwischendurch geerdet mit rhythmischer Strenge.
Auch vereinzelte Gitarrenklänge kommen zum Vorschein, denn die beiden Musiker haben ebenfalls eine Vergangenheit in „handgemachten“ Musikgenres. Das kann man wunderbar sehen im Video zu „Three Days“, das Stef nachdrücklich am Schlagzeug zeigt, mit deren Hilfe sie beim Ansehenden und -Hörenden – wenn nicht sofortiges Losdancen – mindestens Fingertrommeln und Fußwippen verursacht. Optisch fein gemacht sind auch die cleanen Messages in Blockschrift: „Give me your beat, Boy. Give me your hand, Girl“, abwechselnd dazu hyperventiliert flirrendes Gekritzel sich in Unformen über den Vordergrund. Hintergründig beruhigt die unprätentiöse Gegenwart von Sturm, dem offensichtlichen Ruhepol des Duos mit dem konträren Namen, der gelassen die Gitarre händelt.
„Kiki“ von Stefs Band beatbar, eine – im Ukulelen-Cajon-Rassel-Gewand etwa auf dem Limmerstraßenfest vorgetragen noch reggaeeske – Nummer mit hohem Mitwipp-, aber auch entspanntem Chillfaktor, klingt auf Kollisionskurs mit den „Girls“ zum Beispiel im Remix wie ins Kettenkarussel gesetzt und dann schwindelig vorm Spielautomaten abgesetzt. Sängerin Stefs Stimme einfach ein paar Umdrehungen verpasst und elektronisch energisch zum Stottern gebracht, und schon klingt das wie ein völlig neuer Song. Man darf gespannt sein, was für Kollisionen sich die beiden querbeet aber durch und durch talentierten, musikalischen Menschen noch so einfallen lassen!
Anke Wittkopp
Wer neugierig auf den Gewinner-Song geworden ist,
wird hier fündig:
www.youtube.com/watch?v=Itj42A0PM0w
SoundCloud.com/girlsoncollision
Facebook.de/girlsoncollision