Aus dem Schülerladen der Anna-Siemsen-Schule in der Nordstadt, dem Anna-Shop, ist ein richtig schmuckes kleines Ladengeschäft geworden: werteAnnA führt Handgemachtes von Take-away-Speisen, Backwaren und Marmelade über Öle und Seifen bis zu Blumengestecken sowie Bekleidung und Taschen. Den Laden definiert eine Auswahl, die sich im Laufe der Jahreszeiten und der Projekte der produzierenden Schulabteilungen – überwiegend Hauswirtschaft, Textil, Technik, Bekleidung, Körperpflege oder Floristik – immer wieder verändert, aber auch beliebte Basics dauerhaft bietet.
Das Besondere: Nach der Neueröffnung ist das Geschäft nicht nur wertiger eingerichtet, nun wird es auch eigenverantwortlich von 18 Schülerinnen und Schülern der zwei Inklusionsklassen des Berufsvorbereitungsjahres der Anna-Siemen-Schule betrieben. Aus SchülerInnen mit Unterstützungsbedarf werden im Praxistraining so junge VerkäuferInnen mit realitätserprobten Talenten und einem ganz neuen, vom Geschäftsleben geschulten Selbstwertgefühl.
In dem neu eröffneten Shop engagieren sich SchülerInnen im Alter von 16 bis 18 Jahren. Das ganze Schuljahr hindurch übernehmen täglich jeweils zwei bis vier SchülerInnen in Eigenverantwortung die im Ladengeschäft anfallenden Aufgaben. Sie gestalten die Verkaufsfläche, reinigen die Räume, etikettieren und verpacken die Ware, machen Inventur und sind auch in den Bereich der Werbung, in die Entwicklung des Angebotes, die Produktion der Ware und Beschaffung von Materialien und Rohstoffen 2 im Rahmen des Fachpraxisunterrichtes eingebunden. Im Verkauf selbst lernen sie den Umgang mit Geld und im Kundenkontakt den mit Menschen, aber zum Beispiel auch, was die Mehrwertsteuer ist. Für KundInnen wichtig zu wissen: hier kann man nur mit Bargeld bezahlen und kleinere Pannen oder Sprachbarrieren ruhig mit einrechnen, denn ganz so professionell durchgetaktet wie Kaufhaus-Angestellte sind die SchülerInnen eben nicht. Dafür geben sich hier alle ein kleines bisschen mehr Mühe als anderswo, und auch Erfahrungswerte und Rückmeldungen sind gern gehört, denn nur mit wohlgemeinter Kritik können Angebot und Abläufe rund um werteAnnA weiter optimiert werden.
Lehrerin Karin Milde und ihre Kollegin Frau Krack haben hier ein Trainingsfeld geschaffen, einen Praxisraum für Schüler, direkt an der Realität. Ziel des Ladengeschäfts ist es, dass im Austausch mit der Gesellschaft Potenziale von SchülerInnen sichtbar werden, die Schule nicht unbedingt aufdeckt. Andererseits wird den SchülerInnen die Möglichkeit gegeben, ebendiese selbst zu entdecken, zu erproben und auszubauen, was wiederum enorm der Selbstwertförderung dient. Vor allem die soziale Anerkennung wirkt wie ein wahrer Wachstumsschub fürs Selbstbewusstsein; dass „große“ Menschen wirklich bei ihnen kaufen, zeigt den SchülerInnen, dass sie ernst genommen werden und bewirkt, dass sie sich selbst gar nicht mehr so viel „kleiner“ fühlen. Die Sinnhaftigkeit des Projektes liegt darin, dass SchülerInnen, die trotz ihrer (Lern-)Defizite Entwicklungschancen verdienen, im besten Fall auf diesem Wege näher an eine berufliche Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt heranwachsen.
Durch eine Geschäftsaufgabe hat werteAnnA günstig hochwertiges Inventar bekommen und konnte ein Lädchen mit einer attraktiven Außenwirkung werden: Die Schaufensterdekoration lockt tatsächlich schon von Weitem und wer sich eingeladen fühlt und den Laden betritt, findet Ware vor, die durchaus auf dem Markt mithalten kann, und das bei sehr angenehmen Preisen. Sirup, gekühlte Produkte wie der beliebte Dattel-Dip, der den VerkäuferInnen von den kundigen Nachbarn förmlich aus den Händen gerissen wird, Saucen oder Suppen, Kekse oder Gebäck gibt es schulhausgemacht je nach Jahreszeit. Momentan der Renner sind die Herbstmarmelade (mit Äpfeln, Birnen und Gewürzen), die bald durch die Weihnachtsmarmelade ergänzt wird, die Backmischung für Zimtsterne und die Kapuzenpullover.
Im Frühjahr werden leichtere Sachen wie Hemden produziert, demnächst sollen auch Kindersachen ins Programm aufgenommen werden. Taschen, bestickte Schlüsselanhänger, Rucksäcke, Röcke und weitere Textilprodukte orientieren sich nach einem Farbkonzept an aktuellen Trends. Da die Produktion der Schulabteilungen allerdings nach Projekten organisiert sind, sind manche Erzeugnisse nicht ständig verfügbar (wie z.B. die Halstücher, die in der Nordstadt-Kundschaft eingeschlagen waren wie eine Bombe, die momentan einfach nicht auf dem Lehrplan stehen), doch so bleibt es spannend, denn es gibt immer wieder neue Sachen, die überraschend im Fenster hängen. Die Floristikabteilung arbeitet unter Volldampf an Gestecken und Kränzen für die Weihnachtszeit, im Gespräch für das nächste Körperpflege-Produkt ist Badesalz, ein weiterer Raum soll mit Kinderlesungen, Kinderschminken und ähnlichen Aktionen belebt werden – man darf gespannt sein, was sich die werteAnnA noch so einfallen lässt!
Schaufelder Str. 1, 30167 Hannover,
www.anna-siemsen-schule.de
Öffnungszeiten:
Mo – Mi und Fr 10 – 13 Uhr, Do 10 – 16 Uhr