Vinter

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Definiere Vinter: „Die Umwandlung spektraler Interferenz von bunter Strahlung in einem Klangkosmos aus zirkulierenden Atmosphären und pulsierenden Energieströmen zu filigranen Melodiebögen.“ Wer nun befürchtet, für die Musik des fünfköpfigen Bandprojekts mindestens einen Master in Physik zu brauchen, der darf beruhigt aufatmen. Denn spätestens nach dem ersten Song stellt sich ganz automatisch das Verstehen ein und man lässt sich von den zartschmelzenden Laut-Wogen der Indie-Truppe davongetragen. Inspirieren lassen sich die Hannoveraner von Stilen der 60er und 70er Jahre, aber auch Folk-Elemente aus Skandinavien blitzen über den atmosphärischen Vinter-Landschaften auf.

Seit ihrem 13. Lebensjahr macht Frontfrau Nicola Kilimann schon Musik. Das Gitarrespielen hat sie sich selbst beigebracht und auch mit dem Komponieren von Songs hat sie schon früh angefangen. In logischer Konsequenz hat sie nun ein Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover aufgenommen, mit dem Schwerpunkt „Popular Music“ – auch wenn das nicht immer ganz ihren Interessen entspricht: „Natürlich gibt es Bereiche, die mich mehr begeistern als andere“, verrät sie. „Aber ich will mich nicht beschweren, das wäre Meckern auf hohem Niveau. Im Grunde macht alles Spaß, doch besonders gerne mag ich die Fächer, in denen ich kreativ werden kann.“

Mittlerweile ist das Studium für Nicola jedoch mehr zur Nebensache geworden, denn seit sie im Jahr 2017 zusammen mit vier Kommilitonen die Band Vinter gegründet hat, nimmt das Produzieren eigener Songs fast ihre ganze Zeit in Anspruch. Zwar kann das oft ziemlich anstrengend sein, aber: „Man kriegt das schon irgendwie unter einen Hut, wenn man will. Und da wir alle in der Band uns einig sind, dass Musik unser Leben ist, können wir gar nicht anders, als das zu packen!“ Mit Nicolai an den Drums, Thorben am Bass und den beiden Gitarristen Joshua und Stephan kreiert Nicola ruhige Pop Arrangements, die mitunter zu rockigen Balladen mutieren. Als Einflüsse benennt sie Acts wie Tina Dico, Paramore, Joni Mitchell und Daughter.

Im Dezember 2018 haben die Fünf ihre erste EP „Partial Truth“ veröffentlicht, die zum Beispiel auf Spotify und Amazon Music zu hören ist. Manche der Kompositionen lassen es ruhiger angehen, während andere einen mitten ins Geschehen werfen – so zum Beispiel „Your Body“ oder die Videosingle „Run Run Run“ über eine Beziehung, bei der die Schmetterlinge im Bauch langsam abebben und man unsicher ist, ob etwas Dauerhaftes entstehen könnte. Und in dem Song „But For Now“ geht es um die Frage, warum man immer nur das Gute in seinem Gegenüber sehen will, statt sich an die mitunter hässliche Realität hinter einer Fassade heranzutrauen. In ihren Lyrics möchte Nicola diese „eigene“ Sicht auf andere Menschen und die Beziehungen zu ihnen problematisieren – unsere begrenzte Perspektive nämlich, die sie dadurch ausdrückt, dass der/die/das Andere in ihren Songs nie zu Wort kommt, immer nur Objekt der Beschreibung bleibt. „Dadurch erhalten wir aber nur die Hälfte der Wahrheit – the ‚Partial Truth‘ also.“

Die Texte sind übrigens immer auf Englisch, da dies für Nicola einfach die adäquate Sprache zur Verarbeitung ihrer Gedanken und Gefühle ist. Trotzdem hat sie großen Respekt vor Künstlern, die auf Deutsch poetisch und gleichzeitig gelassen klingen, ohne ins Klischeehafte abzudriften.

Aber wie kam es nun eigentlich zu dem Bandnamen Vinter? Eine kurze Internetsuche lässt einen erst einmal irritiert die Stirn runzeln, denn für diesen Namen schlägt Google unter anderem eine weihnachtliche Kollektion von Ikea vor. Doch die Wahrheit liegt gar nicht so weit davon entfernt, hat Nicola den Namen doch tatsächlich einmal im Vorbeigehen auf einer Zuckerdose gelesen, die der schwedische Einrichtungsgigant in seinem Sortiment hat. „Ich dachte mir sofort, das wäre ein cooler Name für ein elektronisches Projekt. Den habe ich dann auch direkt den anderen Bandmitgliedern vorgeschlagen und nach kurzem Hin und Her haben wir beschlossen, uns Vinter zu nennen.“

Wer auch bei sommerlichen Temperaturen Lust auf vinterliche Musik hat, kann sich im Juni auf eine Kurztour von Nicola und Co. durch Deutschland freuen. Außerdem ist die Produktion eines neuen Albums geplant, über das im Moment noch nichts verraten werden soll. Nur so viel: „Wir werden unserem Stil und Anspruch treu bleiben und auch in Zukunft solche Musik machen, die sich für uns richtig anfühlt. Ich glaube, wenn man selber voll und ganz dahinter steht, dann kommt das auch beim Publikum so an.“

Text: Lisa Schleuter, Foto: Vinter

Weitere Infos:
facebook.com/vintermusicofficial

 


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