Hannover Gin

Foto: Frank RohneVor 8 Jahren beschloss Joerma Biernath, im Herzen von Hannovers Nordstadt seinen eigenen Gin herzustellen. Auf seiner Suche nach passenden Aromen verfiel der Gärtner und Garden Designer auf die Idee, Kräuter aus dem Stadtgebiet in den Destillationsprozess miteinzubeziehen. Mittlerweile baut er viele der Pflanzen, die er zur Aromatisierung seines Gins verwendet, auf dem Dach der Destille an, einem „Roof Top Garden“. So heißt auch die Hausmarke von Hannover Gin, die seit 2015 im Shop am Weidendamm erhältlich ist. Seit Kurzem gehört auch eine Reihe handgemachter Schokoladen zum Sortiment.

Eines der ersten Kräuter, die Biernath für seinen Gin gesammelt hat, war die Wasserminze. Anfangs hat er sie noch am Leineufer vom Kanu aus zusammengesucht, bevor er die aromatische Pflanze auf seinem Dachgarten ansiedelte. Dort wächst sie nun zwischen Wildem Anis, Maulbeerbäumen und Rhabarber, die ebenfalls ihren Weg in das hochprozentige Getränk finden. Aber auch in freier Natur und am Straßenrand findet Biernath seine Botanicals, zum Beispiel Lavendel und Feigen auf Brachflächen in der Nordstadt. Neben hiesigen Gewächsen kommen außerdem Gewürze aus fernen Ländern wie etwa Kardamom zum Einsatz. „Nur, weil Hannover draufsteht, braucht man kein Heimat-Nazi sein und sich faszinierenden Einflüssen von anderswo verschließen“, erklärt Biernath. Dass die Herstellung von Gin durchaus etwas Völkerverbindendes haben kann, zeigt die Marke „British Connection“, die dem Brexit strotzt und in Zusammenarbeit mit Kräutersammlern in Großbritannien entsteht. Per Post erreichen Biernath Pflanzen aus britischen Gärten und Wäldern, die er nach Sichtung mit den hannoverschen Kräutern kombiniert. Aus dem Erlös der verkauften Flaschen geht ein Teil an britische Initiativen, die gemeinsames Gärtnern und Kochen fördern.

Foto: Frank RohneHandarbeit und Individualität stehen auch beim Destillationsprozess im Vordergrund. So geschieht dieser in einer Kolonnen-Destille Baujahr 1967, die es so wohl kein zweites Mal gibt. Diese Rückbesinnung auf bewährte Traditionen hindert Biernath jedoch nicht daran, neue Wege zu beschreiten und ungewöhnliche Ideen auszuprobieren. „Wir sind zum Beispiel europaweit die einzigen, die Kornelkirsche als Aroma verwenden. Dabei wachsen die quasi überall und sind mit ihrem hohen Vitamin-C-Gehalt sogar eine richtig wertvolle Zutat!“ Der erfrischend, fruchtige Geschmack der Sorte „Cornel & Vanilla“ macht diesen Gin übrigens perfekt für Einsteiger. Dahingegen ist der fassgereifte „Atlantic Crossing“ mit seinen 62% eher etwas für Erfahrene, die ein stark rauchiges Aroma bevorzugen. Den nimmt man dann nur in kleinen Mengen zu sich. Aber auch für die anderen Produkte gilt das Motto „Weniger, dafür besser“. Denn die aufwendige Herstellung soll nicht nur zu erlesenen Geschmackserlebnissen, sondern generell mehr Wertschätzung für Genussmittel führen – so auch für Schokolade, die Hannover Gin seit Neuestem ebenfalls herstellt. „Ich möchte die Schokolade aus der Blümchenecke herausholen. Ich finde, ihr Platz ist an der Bartheke, nicht im Zuckerregal.“ Anders als bei den meisten Chocolatiers wird die Schokolade hier „From Bean to Bar“ produziert. Das heißt, die Bohnen werden vor Ort geröstet, geschält und über Tage conchiert, bevor die Aromen aus der Destille hineinwandern.

Mit der Zeit soll sich die „Roof Top Family“ stetig erweitern. In den Startlöchern stehen bereits ein hauseigener Absinth sowie die Sorte Hannover Gin Rhabarber-Orange-Ingwer, die im Sommer dazukommen.

Text: Anja Dolatta, Fotos: Frank Rohne

Weidendamm 20
Tel. (0511) 35 34 00 11
Öffnungszeiten: Do und Fr 10–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr
www.hannover-gin.de
www.facebook.de/hannoverdestille

 


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