Klein, zum Glück aber nicht schwarz sondern in satten Farbtönen gehalten, präsentiert sich das schmucke Ecklokal von Cati Privitera. Das ehemalige Ristorante Mamma Raffaele wurde von ihr in ein schickes neues Gewand gesteckt und lädt zu spanischen Vorspeisen-Neuerungen, aber auch weiterhin zu italienischen Spezialitäten sowie zu edlen Tropfen aus dem Weinregal ein.
Warm und exklusiv gemütlich ist es hier, man lässt den Straßenzug draußen hinter schweren Samtvorhängen in Pfauen-Blau. Auch einige Wände und samtene Cocktailsessel-Stühle greifen den gleichen Farbton auf, andere Sitzgelegenheiten kontrastieren in Altrosa. Messinggoldene und grafische Elemente wiederholen sich im Wand- und Säulendekor, ein originelles Lampenkonzept und ein Kaminfeuer vom Bildschirm an der Schieferwand spenden heimeliges Licht, es kommt Wohnzimmer-Atmosphäre auf. Das mag auch daran liegen, dass man sich hier kennt; viele Tischnachbarn grüßen sich oder plaudern beim Aperitif und zwischen den Gängen über die schmalen Tellertaxistraßen hinweg. Es lassen sich unschwer lange Abende in fröhlicher Runde an den Bartischen vorstellen, wo sich zu den flüssigen Favoriten der Vinoteca wie dem beschwingten Alceo Primtivo gerne das Bruschetta Linden (für 4 Euro) mit seinem lohnenden Basilikum-Pesto gesellen darf.
Wir wenden uns weiteren Gerichten des argentinischen Kochs aus Barcelona zu, der für die spanische Schlagseite der Speisekarte verantwortlich ist und mit einer ganzen Reihe typischer Tapas wie Tortilla und Co. aufwartet, die wir heute aber zugunsten unbekannterer Kreationen links liegenlassen. Der „betrunkene“ Ensalada Boracha (für 10,50 Euro) besteht aus forsch würzigem Rucola und schüchtern süßer Birne, die nur allzu gerne mit dem Lolo Bianco muntere Trinkspielchen spielen würden, wenn ihnen doch bloß die starken Parmesan-Blätter etwas von der sensationellen Prosecco-Mayo abgeben wollten – die Blattsalate wären ohne unsere (Ein-) Mischung glatt ohne einen Tropfen davon verdurstet, daran hätten auch die spritzigen Cocktailtomätchen nichts mehr ändern können.
Nächstes Mal lieber gerührt statt geschichtet! Die Ravioli überzeugen in einer Limetten-frischen Salbei-Butter geschwenkt mit Honigtupfern in der dezent nussigen Füllung – für 12,60 Euro hätten es aber ein paar mehr sein dürfen. Ein überschwängliches Lob können wir dagegen für das Tagesgericht Solomillo de cerdo mit manzana a la parrilada und Dijon-Senfsauce (für 15 Euro) aussprechen, das uns von Beginn an neugierig gemacht hat: Saftiges Fleisch und Bratapfelscheiben passen hervorragend zusammen und zur Sauce, die Fruchtsäure und -zucker sowie Senfschärfe galant zu balancieren weiß. Der leichte, perfekt aufgeschäumte Traum verdient, wenn selbst montiert, das vollste Entzücken von Saucen-Fans wie uns. Insgesamt stecken hier nur noch manche Teufel im Detail (wie das Fauxpas mit dem Salatdressing, fehlendem Salz – am Essen wie am Tisch – oder dass die Bestecktaschen aus Papier nicht zum Inhalt oder zu den hübschen Flaschenkühlern passen), die nach der Startphase bestimmt ausgeräumt sind. Die Voraussetzungen dafür bringen die quirlige Besitzerin des Ristorante, der Koch an ihrer Seite und ihre liebevoll gestalteten Räumlichkeiten allemal mit, sodass man sich schon jetzt wohlfühlen kann und dabei gut verpflegt und sympathisch umsorgt wird.
Viktoriastraße 37
30451 Hannover
Tel. (0511) 450 187 80
www.ilpiccolonero.de
Öffnungszeiten:
Mo – Do 17-23 Uhr
Fr & Sa 17 Uhr – open end
Sonntag Ruhetag