Aus der Rubrik „Stadtkinder streuen Gerüchte“
Das Problem ist ja bekannt: Man findet irgendwann einen halbwegs passenden Mann und dann arbeitet man dran, man investiert viel Mühe und Zeit, dreht hier eine Schraube fest, entfernt dort, was uncharmant übersteht, man schleift und feilt, weil der Typ natürlich noch Ecken und Kanten hat, man widmet sich schließlich auch all den vergrabenen Verletzungen – da ist das gestörte Verhältnis zur Mutter, das fehlende Vertrauen zum Vater, da sind nicht zuletzt all die schlimmen Narben, die sorglose Ex-Freundinnen hinterlassen haben. Und schließlich wird aus der Baustelle dann irgendwann ein prachtvolles Häuschen, fertig zum Einzug für immer, nicht nur besenrein, sondern sogar mit Blümchen vor den Fenstern. Das Projekt ist abgeschlossen – nach Jahren. Was natürlich auch den diversen Mitbewerberinnen nicht verborgen bleibt, denn so ein gutes Stück hat ja Seltenheitswert – und Raritäten sind heiß begehrt. Schon ist das Prachtexemplar auf und davon, schon ist die 10 Jahre jüngere Kollegin in das rundum renovierte Häuschen eingezogen. Nach 10 Jahren Arbeit. Das ist dann unterm Strich für 20 Jahre ärgerlich. Verschwendete Lebenszeit! Doch wie man hört, haben einige findige Psychologinnen, Verhaltenstherapeutinnen und Spezialistinnen diverser weiterer Disziplinen sich nun in Hannover zusammengetan, um Abhilfe zu schaffen. „Es wird ein Angebot für die Ferienzeit im Sommer sein, wir sind da momentan in der Testphase. Man gibt seinen Mann bei uns ab und wir trainieren und arbeiten vier Wochen ganz intensiv mit ihm. Sehr viele Defizite, mit denen Frauen unter normalen Umständen manchmal Jahre zu kämpfen haben, lösen sich bei uns schon nach wenigen Tagen in Luft auf, das zeigen die ersten Tests. Da geht es dann zum Beispiel ganz banal um Dos and Don‘ts im Bade- und Schlafzimmer, aber auch um das Verhalten besten Freundinnen gegenüber, um Fitness und die passende Garderobe, da wird Empathie trainiert, das beginnt in einem ersten Schritt beispielsweise damit, dass die Männer verschiedenen Frauen stundenlang einfach nur zuhören müssen. Gut, das ist schon nicht ganz leicht, manche Männer sprechen zunächst von Quälerei oder Folter, aber von nichts kommt bekanntlich nichts“, erklärt eine der Therapeutinnen. „Uns ist dabei klar, dass die meisten Männer niemals freiwillig zu uns kommen würden, wir müssen das Angebot darum natürlich als Mogelpackung verkaufen, die Frauen können für ihre Männer bei uns Wellness-Wochen buchen, mit Sky, Angelkurs und täglichen Massagen von Irina, unserer 23-jährigen russischen Fachkraft. Alles gelogen, klar. Aber es geht ja darum, sie ins Gebäude zu locken. Dann wird abgeschlossen und es geht zur Sache. Unsere Testmänner haben meist nach drei Tagen die Gegenwehr aufgegeben. Und die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen.“ Fazit: Endlich Hilfe für die Frauen, eine rundum gute Sache mir rundum erneuerten Männern in Rekordzeit. Wir sind schon sehr gespannt auf unseren Chef. Noch zwei Wochen, dann darf er wieder raus.
Text: GAH