Die Autorin und Kulturjournalistin Gabriela Jaskulla sieht ihre aktuelle Professur an der Fachhochschule des Mittelstandes als „zweite Runde Hannover“, war sie doch zuvor schon einmal neun Jahre lang für NDR Kultur in Hannover tätig. In die Lehre sei sie „eher reingerutscht“…
Die brillante Studentin und Stipendiatin schließt ihr Studium mit Auszeichnung ab und wird noch im gleichen Jahr Volontärin und bald in der Auslandsredaktion des NDR tätig. Nach 25 Jahren als festangestellte Journalistin und Autorin macht sie sich selbstständig und schreibt seither als freie Autorin. Es folgen erste Lehraufträge an der Universität Hannover und an der hiesigen Fachhochschule des Mittelstandes und schließlich die Professur an der FHM. Ihre Lehrtätigkeit umfasst heute die Themen Medien, Kommunikation und Design, mit inhaltlichen Schwerpunkten auf Kulturjournalismus und kreativem Schreiben.
Ob das Lehren genauso eine Berufung sei wie das Schreiben? Das sei schwierig gegeneinander abzuwägen: „Ich liebe die Lehre sehr, die Zusammenarbeit mit jungen Leuten. Ihnen etwas beizubringen – und das eigene Wissen immer wieder neu zu hinterfragen. Im Vergleich dazu ist das Schreiben eine einsame Arbeit. Aber: Nur schreibend verstehe ich die Welt. Wenn überhaupt. Sagen wir es so: Schreiben und Lehre – das eine hilft dem anderen,“ sagt sie.
Das Schreiben ist für Jaskulla seit frühster Kindheit etwas Alltägliches, etwas, was sie nebenbei schon immer getan hat. Ob bei der Schülerzeitung oder später bei Tageszeitungen. Auch an Romanen versucht sich die Autorin schon früh, musste aber einsehen, dass ihr damals die eine zentrale Zutat für gelungene Literatur fehlte: Lebenserfahrung.
Oft werde heute geraten, etwas „Vernünftiges, Sicheres und Beständiges“ zu lernen. Wenn nun aber das, was man liebt, das wozu man sich berufen fühlt, unsicher ist und ständigem Wandel unterliegt, wie zum Beispiel eine Karriere als JournalistIn oder in der Literatur? Darauf zitiert Jaskulla Adolf Muschg, der ihr geraten habe, unbedingt in ihrem Beruf zu bleiben, um den Kontakt zum Normalen nicht zu verlieren. Was damit gemeint sei, erklärt sie so: „Der Literaturbetrieb hat etwas sehr Künstliches und der Journalismus erfordert in Zeiten wie diesen hundertprozentigen Einsatz, damit man überhaupt über die Runden kommt. Also: Irgendetwas arbeiten. Im Bioladen. Als Elektriker. Was auch immer! Und davon profitiert meiner Meinung auch das Schreiben. Sei Teil der Welt. Lass deine Bücher Teil der Welt sein,“ rät sie.
2003 erscheint ihr erster Roman „Ostseeliebe“, ein großer Publikumserfolg, dem zahlreiche weitere folgen. In ihre literarischen Werke fließen Dinge ein, die ihr persönlich am Herzen liegen. So auch in ihrem aktuellen Roman „Die Herbstköchin“. Die Geschichte erzählt die Dreiecksbeziehung zwischen Gianna, einer jungen, ambitionierten Köchin und den Brüdern Quirin und Damian. Hin- und hergerissen findet Gianna auf ihrer kulinarischen Reise durch vier Städte in vier völlig unterschiedlichen Ländern allmählich heraus, worauf es wirklich im Leben ankommt. Ganz wie Jaskulla selbst ist Gianna ehrgeizig, offen und neugierig. Viel mehr verbindet beide jedoch nicht, denn Jaskulla räumt ein, eine eher „leidliche Köchin und eine begeisterte Esserin“ zu sein. Der Roman ist eine Hommage an die einfachen Dinge im Leben, wie das Kochen, das, laut Jaskulla, alles sein darf außer schnell. „So viel im Leben muss angeblich schnell gehen. Beim Kochen und beim Essen möchte ich, dass es lange dauert.“
Text: Eleni Maurischat
Die Herbstköchin,
insel taschenbuch,
392 Seiten,
14,95 Euro