Hasenrein eingemiezelt

Kolumnen aus dem Literaturhaus

Foto: © Literaturhaus Ralf HansenKathrin Dittmer hatte in ihrem Leben diverse unterschiedliche Jobs. So jobbte sie unter anderem in Kneipen, arbeitete in Büros und in einer Schleifmittelfabrik. Über zwei Jahre war sie außerdem bei der Denkmalpflege tätig und sie studierte Politikwissenschaften, ehe sie die Stelle der Leiterin des Literaturhauses in Hannover annahm. Das ist inzwischen mehr als zwanzig Jahre her, und dass sie diesen Job derart lange machen würde, hätte sie zu Beginn selbst nicht vermutet. Genauso wenig, dass sie mal ein eigenes Buch veröffentlichen würde…

Als Leiterin des Literaturhauses ist Kathrin Dittmer unter anderem verantwortlich für das Programm, in dem sie Themen wie Prosa und Lyrik, Sachbücher, das Zusammenspiel von Kunst und Gesellschaft, aber auch aktuelle Themen geschickt balanciert. Bekannt ist sie jedoch für ihre eigene Kolumne, in der sie, mal lustig, mal etwas tiefgründiger, ihre Gedanken zu Papier bringt und dem Programmheft damit noch eine persönliche Note direkt aus dem Haus verleiht.

Dabei war die Entstehung ihrer Kolumne relativ banal. Als damals das Programmheft des Literaturhauses (seinerzeit noch eher ein Faltblatt) erschien, meinte ihre Grafikerin, dass noch Platz vorhanden sei, der gefüllt werden müsse. Also machte sich Dittmer zunächst daran, einen Werbetext für das Programm im Literaturhaus zu verfassen. Diese Texte erschienen ihr aber mit der Zeit ein bisschen eintönig und öde, woraufhin Dittmer einfach mal einen abweichenden Text verfasste. Einige Leserinnen und Leser sprachen sie im Nachgang darauf an und sagten, so etwas wäre doch weitaus netter als der übliche Werbetext. So wurde ihre eigene Kolumne geboren und hat sich bis heute eingebürgert (oder eingemiezelt).

Ihre Inspiration zu den Texten kommt dabei aus unterschiedlichen Richtungen: Mal gibt es einen inhaltlichen Anlass im Programm, mal sieht sie etwas im Fernsehen oder liest über ein interessantes Thema. In letzter Zeit seien ihre Kolumnen etwas persönlicher geworden. „Vielleicht liegt das am Alter“, sagt sie scherzhaft. Manchmal ist der Anlass aber auch einfach nur die Wahl der Haselmaus zum Tier des Jahres. Und wieder ein anderes Mal schreibt sie dann über etwas, das sie schon immer mitteilen wollte.

Die besten Kolumnen aus 10 Jahren sind nun in ihrem Buch „Hasenrein eingemiezelt“ erschienen. Die Idee zum Buch kam dabei von einer Kollegin und dem Vereinsvorstand, die sie in die Sache „so hineingeschoben“ haben. Während sie sich heute darüber freut, ihr eigenes Buch in den Händen halten zu können, war sie zuerst gar nicht begeistert von der Idee. „Ich hab diese Texte immer eher als Wegwerftexte geschrieben.Die kommen ins Programmheft und damit irgendwann ins Altpapier, das waren für mich Momentaufnahmen. Für ein Buch hatte ich das Gefühl, dass Texte irgendwie haltbarer sein müssten. Schwierig, bei so einem Kolumnen-Format.“ Dennoch entdeckte sie etwas mehr als 50 Texte, die sie „haltbar“ genug fand. Die endgültige Auswahl der Kolumnen überließ sie dann aber ihrem Freund und Journalisten Michael Braun.

Die Wahl des Titels beschreibt sie als emotionale Entscheidung. Sie empfand „Hasenrein eingemiezelt“ am lustigsten und kryptischsten und schlug andere, aus ihrer Sicht teils zu anspruchsvolle, Vorschläge aus. Der Verlag war einverstanden, nicht aber mit der Katze auf dem Titelbild. Doch Kathrin Dittmer weiß, was sie will – so ist eine Katze auf dem Cover. Ihre Lieblingskolumne ist übrigens „April, April“, in der es um ihren Urgroßvater geht, der in seiner Zeit allerlei Schabernack getrieben haben soll. Aber um zu erfahren, ob sein Hund wirklich Flöte spielen konnte und bei der Entbindung von Dittmers Großmutter geholfen hat, muss man das Buch schon selber lesen.

Dominik Itzigehl
Foto: © Literaturhaus Ralf Hansen

 

Hasenrein eingemiezelt
von Kathrin Dittmer,
zu Klampen Verlag,
128 Seiten, 14,80 Euro.


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