Hartmut El Kurdi

Hartmut El Kurdi, 53 Jahre alt, schreibt mal für Erwachsene, mal für Kinder: Theaterstücke, Prosa, Hörspiele und Kolumnen (unter anderem für das Stadtkind, die TAZ und das Kindermagazin der ZEIT: ZEITLeo). Außerdem ist er als Theaterregisseur, -darsteller, und Musiker tätig. Seit 2009 lebt er mit Frau und Tochter in Hannover, wo auch sein neuestes Kinderbuch spielt: „Ein Dings namens Schröder“ ist eine originelle, witzige und charmante Weihnachtsgeschichte, die sich um einen weiblichen Engel namens Schröder dreht, der einen Streit an Heiligabend schlichten soll – dann aber Gedächtnisverlust hat und gar nichts mehr von seinem Auftrag weiß.  

Die Geschichte beginnt mit einem Familien-Klassiker: Es ist Weihnachten, der Baum wird aufgestellt – und es gibt Streit. Schröder, der Weihnachtsengel, wird geschickt, um diesen Streit zu schlichten, hat aber einen Unfall mit dem Motorroller, verliert deswegen das Gedächtnis und weiß gar nichts mehr: Nicht dass sie ein Engel ist, nicht dass sie einen Auftrag hat. Das Mädchen Lilly, die Hauptfigur, wird bei dem Unfall fast angefahren und nimmt den verwirrten Weihnachtsengel mit nach Hause, zu den immer noch zankenden Eltern. Dort fällt Schröder ganz langsam wieder ein, was sie da eigentlich soll. Schließlich gelingt es ihr doch auf unkonventionelle Art, den Streit zu schlichten. Soweit die Ursprungsidee, die El Kurdi vor Jahren für eine Kurzgeschichte entwickelte, die er im Auftrag der HAZ für deren Weihnachtsbeilage schrieb (damals hieß das „Dings“ noch „Hübner“). Vor drei Jahren wurde daraus ein WDR-Kinderhörspiel, mit Hartmut El Kurdi als Erzähler und der Schauspielerin Anja Herden als Weihnachtsengel (beim WDR benannte man den Engel in „Pawlak“ um). Für die stets liebevoll illustrierte Reihe „Der kleine Roman“ des Tulipan-Verlags hat Hartmut jetzt eine längere Prosaversion der Geschichte geschrieben. Für Kinder ab 6 oder 7 Jahren. Mit der Illustratorin Marine Ludin hat er bereits bei seinem erstes Bilderbuch „Bettmän kann nicht schlafen“ zusammen gearbeitet, weil – so sagt er – ihre humorvoller Stil gut zu seinen Geschichten passt.

„Ein Dings namens Schröder“ spielt in Hannover-Linden, hat also lokalen Bezug. Hartmut wohnt selbst dort und findet es gut, wenn er beim Schreiben konkrete Orte vor Augen hat – etwa die Limmerstraße – , und für die kleinen Leser, die die Straße kennen, ist es sowieso witzig, diese in der Geschichte wiederzufinden. Grundsätzlich schreibt Hartmut für Kinder nicht anders als für Erwachsene: Zwar achtet er darauf,  eine altersgemäße Sprache zu verwenden, auf keinen Fall aber will er die Kinder unterfordern: „Kinder wollen nicht für dumm verkauft werden“. Außerdem sollten Geschichten – und somit auch Kinderbücher – immer auch die Wirklichkeit spiegeln, findet er. Die Realität von Kindern in der Großstadt sei zum Beispiel, dass dort fast 50% der Kinder Migrationshintergrund haben, was aber kaum als Normalität in Kinderbüchern vorkäme. Lillys Freund Karim z. B. ist arabischstämmig, darum wird bei ihm Zuhause kein Weihnachten gefeiert. Das ist ihm eigentlich wurscht. Nur einen Weihnachtsbaum hätte er gern. Aus ästhetischen Gründen. Man könnte vermuten, dass Hartmut hier seine eigenen Kindheitserfahrungen einbringt – witzigerweise ist es aber nicht so. Denn dass er tatsächlich als Kind kein Weihnachten gefeiert hat, lag nicht daran, dass sein Vater Muslim, sondern dass seine Mutter Zeugin Jehovas, also christlich-fundamentalistisch war. Während andere bei der Bescherung um den Baum saßen, schaute der kleine Hartmut alte amerikanische Weihnachtsfilme im TV, in denen oft irgendein Engel auftauchte, der noch dringend irgend etwas zu regeln hatte…. Heute feiert er umso begeisterter Weihnachten. Nur leicht ironisch gebrochen. Gerne mit amerikanischem Kitsch-Plastikbaum.

Text: Anke Wittkop, Foto: © Katrin Ribbe

Die gesammelten Kolumnen für Kinder „Erwachsene verstehen“ aus ZEITLeo, in denen Hartmut das seltsame Verhalten von Erwachsenen erklärt, gibt es für 9,99 Euro als Buchausgabe im Carlsen Verlag. Auf der Bühne kann man ihn aktuell in seinem eigenen Stück „HOME.RUN“ (22.12., 20 Uhr, Cumberland) sehen – und beim Western-Weihnachtskonzert seiner ironischen Countryband „The Twang“ (07.12., 21 Uhr, Mephisto). Das Hörspiel zum Weihnachts-Buch („Ein Dings namens Pawlak“) wird am 17.12. ab 14 Uhr auf NDR Info (in der Kindersendung „Mikado“) gesendet.

Ein Dings namens Schröder
Hartmut El Kurdi, Tulipan Verlag, 64 Seiten,
10 Euro, Infos unter: www.tulipan-verlag.de

Premieren-Lesung zu „Ein Dings namens Schröder“
ist am 10. Dezember ab 15 Uhr im Ballhof Café.


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