Wer Bock hat, kann Großes vollbringen. Das haben die Béi Chéz Heinzler in den letzten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens mehrfach bewiesen. Am gestrigen Abend hat das Béi Chéz Heinz – Verein für Jugend- und Kulturinteressen (BCH) zur Infoveranstaltung „Gibt es eine Zukunft für das Béi Chéz Heinz?“ eingeladen, auf der Geschäftsführer Jürgen Grambeck zur aktuellen Situation Fössebad & Béi Chéz Heinz informierte. Doch das Heinz wäre nicht das Heinz, wenn es sich angesichts seiner heiklen Lage – immerhin ist der Standort und damit die Existenz des Clubs aufgrund der neuen Fössebad-Planungen der Stadtverwaltung ernsthaft bedroht – mit Klagen begnügen würde. Nein, das BCH kontert mit einem innovativen, kostenneutralen Konzept, das für Linden-Limmer und letztendlich für die gesamte Stadt Hannover eine Bereicherung wäre.
Ein nostalgischer Rückblick des 1. Vorsitzenden des Vereins, Christian Sölter, machte deutlich, mit welchem Engagement bisher große Herausforderungen gemeistert wurden: der Einzug in den Keller des Fössebades 1995, der aufwendige Ausbau, notwendige Umbaumaßnahmen und Umgestaltungen im Laufe der nächsten Jahre. Alles selbst finanziert und in mühevoller, meist ehrenamtlicher Arbeit umgesetzt. Das BCH blickt zurück auf zahlreiche Konzerte, Disco- und sonstige kreativ-durchgeknallte Veranstaltungen. Als Plattform für die lokale Musikszene ist der Club einer der wenigen Orte, in dem sich Hannovers junge Nachwuchskünstler präsentieren können. Und auch die großen internationalen Bands wissen das BCH zu schätzen, neben vielen anderen Kulturschaffenden zum Beispiel aus der Literatur- oder Kleinkunstszene.
Auch wenn der Bezirksrat Linden-Limmer in seiner letzten Sitzung am 7. Juni den Erhalt des jetzigen Standortes des BCH und des Freibades beschlossen hat, bleibt die Lage weiterhin prekär, denn das letzte Wort spricht der Rat der Stadt – und der hat so seine eigenen Vorstellungen davon, was der Stadtteil dringend braucht. Um sich Gehör zu verschaffen, legt das BCH nun seine eigene Konzept-Idee vor, die so klug ist, dass ein Nein einen derben Schlag ins Gesicht der Unesco City of Music bedeuten würde. Das Konzept sieht nicht nur den Erhalt der Kellerräume bei gleichzeitigem Neubau eines Hallen- und Freibades vor, sondern beinhaltet außerdem den Ausbau des Erdgeschosses zu einem Kulturzentrum. Vorgesehen sind hier eine Caféteria, ein Gymnastikraum und – Obacht! – neue Räumlichkeiten für die Musikschule und dringend benötigte Bandproberäume. Wenn da nicht die Unesco City of Music vor Freude im Quarré tanzt! Die Fläche, die bisher für den Wohnungsbau eingeplant wird, könnte – und nun noch einmal Obacht! – für den Bau einer weiteren dringend benötigten und auch gesamtstädtische Interessen berücksichtigenden Institution genutzt werden: einer Kindertagesstätte. Weder die Kindertagesstätte, noch das Freibad oder das BCH kämen sich aus Lärmschutz-Gründen in die Quere. Perfekt.
Und wie geht es nun weiter? Was kann man tun als engagierter Musik- und Kulturfan? Ganz einfach. Das BCH hat die Petition „Béi Chéz Heinz und Freibad müssen bleiben“ ins Leben gerufen, die man beim nächsten Konzertbesuch oder online unter www.openpetition.de/petition/online/bei-chez-heinz-und-freibad-muessen-bleiben unterzeichnen kann. Bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht auch die Unesco-City-of-Music-Botschafter für den Club einsetzen – lieber Thomas Herrmann, lieber Andrew Manze, lieber Mousse T., lieber Thomas Quasthoff, lieber Mädchenchor Hannover, liebe Scorpions, lieber Oberbürgermeister Stefan Schostok und lieber Ministerpräsident Stephan Weil – und sich aufgerufen fühlen, die Petition zu unterstützen. Schließlich geht es darum, den guten Ruf zu bewahren und den Titel mit Leben zu füllen.
Verhandelt wird das Thema Fössebad & Béi Chéz Heinz im Sportausschuss am Montag, den 12. Juni, 16 Uhr, im Hodlersaal des Neuen Rathauses. Entschieden wird am Donnerstag, den 15. Juni, 15 Uhr im Ratssaal des Neuen Rathauses. Beide Sitzungen sind öffentlich.
Um mit den gestrigen Worten des beratenden Bauingenieurs des BCH zu schließen: „Zieh das durch, Jürgen!“ Genau, zieh das durch, liebes BCH-Team! #heinzmussbleiben
Petition „Béi Chéz Heinz und Freibad müssen bleiben“: www.openpetition.de/petition/online/bei-chez-heinz-und-freibad-muessen-bleiben
Aktuelle Infos unter: www.beichezheinz.de
Katja Merx
Heinz muss bleiben!