Nachtigall, ick hör dir trapsen! – Die Fössebad-Farce

Die Empörung auf der gestrigen Bezirksratssitzung am Mittwoch, 10. Mai 2017, im Freizeitheim Linden war groß, als die Stadtverwaltung ihre neuesten Pläne für das Fössebad vorstellte. Kurz zusammengefasst: Das alte Bad wird komplett abgerissen. Es wird kein Freibad mehr geben und kein Béi Chéz Heinz.

Stattdessen soll ein „neues Wettkampf-Bad mit familiärer Ausrichtung“ entstehen, so heißt es in der hoffnungsfroh formulierten Presseerklärung der Stadt Hannover. Moment mal, ein wettkampftaugliches Leistungssportbad für Familien? Wer findet den Fehler? Für ein Freibad gäbe es keinen Bedarf, denn Linden-Limmer verfüge ja bereits über das Limmer Volksbad, das zwar bereits seit der Schließung des Fössefreibades 2012 oft genug aus den Nähten platzte und angesichts der entstehenden Wasserstadt in Limmer noch viel mehr Gäste zu erwarten hat, doch die von der Stadt herangezogenen Statistiken, die Bäderanalyse der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen aus dem Jahr 2013, besagen merkwürdigerweise etwas anderes. Zudem würden das Fössefreibad und das Limmer Volksbad um dieselben Badegäste konkurrieren. Eine erstaunliche Fehleinschätzung, möchte man meinen, angesichts der vielfach erlebten Realität im Sommer.

Interessanterweise plant die Stadt den Verkauf von etwas mehr als 10% des gesamten Areals des Fössebades. Rund 4.000 qm von etwa 34.000 qm Gesamtfläche sollen verkauft werden, um hier Platz für den Wohnungsbau zu schaffen. Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass hier von sozialem Wohnungsbau die Rede ist, denn wie würde dieser zu einem hochmodernen Leistungssportbad passen, in dem prestigeträchtige internationale Wettkämpfe stattfinden?

Das Béi Chéz Heinz, einer der beliebtesten Clubs Hannovers und wichtiger Konzert-Veranstalter für die regionale, bundesweite und internationale Musikszene, verliert seine in jahrelanger, engagierter Arbeit ausgebauten Kellerräume – selbst finanziert wohlgemerkt – spätestens im Jahr 2022. Neue geeignete Räumlichkeiten im Stadtteil zu finden, wird eine mehr als schwierige Aufgabe. Bleibt abzuwarten, ob die Stadt ihre Versprechungen hält und das Béi Chéz Heinz bei der Suche unterstützt. Wirklich beteiligt am Planungsprozess hat sie den Club jedenfalls nicht. Eine Farce, wenn man bedenkt, dass sich die Stadt als „Unesco City of Music“ doch mit der hervorragenden Musikkultur in Hannover brüstet. Prestige und Handeln passen an dieser Stelle offensichtlich nicht zusammen.

Kommen wir zum Thema Bürgerbeteiligung, einem weiteren möglichen Aushängeschild, das einer Stadt zu Ruhm und Ehre verhelfen kann. In den aktuellen Diskussionen rund ums Fössebad und Béi Chéz Heinz fühlt sich nicht nur ein großer Teil des Bezirksrats Linden-Limmer übergangen. Auch die Clubbetreiber und Menschen aus dem Stadtteil hatten kaum die Möglichkeit, am Planungsprozess teilzuhaben. Eine Bürgerbeteiligung habe es zwar am 20. Mai 2016 im Freizeitheim Linden gegeben, doch stellt sich die Frage: Was von den vorgetragenen Einwenden ist bei der jetzigen Planung berücksichtigt worden? Bezirksbürgermeister Rainer Grube empörte sich auf der gestrigen Bezirksratssitzung darüber, dass das geplante Projekt vollkommen am Bedarf des Stadtteils vorbeigehe, sämtliche Beschlüsse und Forderungen des Bezirksrates seien ignoriert worden. Viele Fragen der Bezirksratsmitglieder und der anwesenden Zuschauer blieben unbeantwortet – schließlich seien die Planungen noch in einem frühen Stadium, so die Argumentation der Vertreter der Verwaltung. Zudem warte bereits die nächste Sitzung in Misburg, Termine, Termine, Zeit für die Einwohnerfragestunde bleibe da nicht mehr … Bereits am 7. Juni 2017 soll allerdings auf einer Sondersitzung des Bezirksrates über die Planungen samt aller ungeklärten Fragen entschieden werden.

Das Märchen vom Fössebad als Wettkampf-Bad für Familien, von der Unesco City of Music und praktizierter Bürgerbeteiligung in Sachen Zukunft des Fössebades und des Béi Chéz Heinz glaubt in Linden sicher keiner. Das letzte Wort ist hoffentlich noch nicht gesprochen.

Ein Kommentar von Katja Merx

5 Kommentare für “Nachtigall, ick hör dir trapsen! – Die Fössebad-Farce”

  1. wendy wendt sagt:

    Zitat HAZ
    „Eine Liegewiese soll erhalten bleiben, im Sommer die Schwimmhalle nach außen geöffnet werden. Teile des Grundstücks will die Stadt verkaufen…..Auf der Fläche ließen sich Wohnungen bauen, sagt Schostok. Lasst mich raten LUXUS_EIGENTUM?

  2. Muni sagt:

    Toller Artikel mit emotionalem Thema, aber ein Wunsch: bitte ein bisschen besser auf Rechtschreibung und Kommasetzung achten. Nicht böse gemeint, ist mir nur sofort aufgefallen. 🙂

  3. Wolke sagt:

    Hallo Muni, vielen Dank! Nicht dass das wirklich wichtig wäre, aber wo hast du denn die vielen Fehler entdeckt? Falls wir etwas korrigieren müssen… 😉

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