Musik, Gymnastik, Videobeamer – im Expowal hält Pastor Heino Masemann Gottesdienste für Menschen, die mit der Kirche nichts am Hut haben, aber Gott treffen wollen oder Fragen zum Leben haben. Der 55-jährige Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission widmet sich hier und in anderen Projekten undogmatisch diesen Lebensfragen.
Gegenüber des Neuen Rathauses empfängt Herr Masemann mich in seinem Büro mit einigen Fragen, von denen ich dachte, ich wäre eigentlich hier, um sie ihm zu stellen. „Ich habe keine Lust, hier nur so mit Ihnen zu sitzen und zu antworten – mich interessiert das Leben, die Begegnung,“ lacht er und spannt den Bogen zur Inneren Mission: „Uns geht es um das persönliche Leben des Einzelnen. Das ist etwas, worunter ich leide; dass wir als Christen oft nur um uns kreisen. Ich und meine Seligkeit – das greift zu kurz. Die Ressourcen, die jeder hat – so verstehe ich die Bibel – sind dafür da, dass wir sie auf dieser Welt einbringen.“ Er selbst, so erzählt er, komme aus einem nicht-kirchlichen Hintergrund: „Es war bei uns mit der Kirche wie mit dem Krankenhaus – wir haben gesagt, es ist gut, dass es sie gibt – aber es ist auch gut, wenn du da nicht hin musst.“ Dann sei mit Ende der Schulzeit eine Phase gekommen, in der er fand, „man müsste sich mit Gott mal so richtig beschäftigen. Denn wenn es ihn gäbe, dann wäre es ja irgendwie fatal, wenn man daran vorbeiginge.“
Irgendwann habe sich bei ihm ein Schalter umgelegt: „Ich dachte: Mensch – Gott, dich gibt’s ja doch!“ Die weitere Vertiefung in die Materie führte dazu, dass Masemann – vorher wollte er noch Journalist werden – doch anders abbog, Theologie studierte und ihm klar wurde, dass er Pastor werden solle. „Das war völlig strange, denn das hätte niemand, den ich kannte, je gedacht – und ich auch nicht. Aber: Ich habe etwas entdeckt. Und ich möchte, dass die, die eher distanziert sind, aber durchaus suchen, fragen, wissen wollen, das auch entdecken.“ Zehn Jahre lang war er Dorfpastor und hat parallel mit den 08/16-Gottesdiensten eine Form für kirchenferne Menschen entwickelt. Anschließend ist er nach Hannover gezogen, Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission geworden und nun verantwortlich für alle drei Arbeitsbereiche: Familienerholung (siehe www.loccumerhaus.de, www.hausseerose.de), Notruf Mirjam für Mädchen und Frauen, die ungewollt schwanger sind (www.notruf-mirjam.de, Tel. 0800 6050040), und den Expowal (Chicago Lane 9, 30539 Hannover, Tel. (0511) 8765769, www.expowal.de).
Masemann erinnert sich: „Ich habe gefragt: ‚Wenn Gott uns schon diesen Wal schenkt – warum? Damit wir das machen, was Gemeinde a, b, c in der Ludwigstraße 3a auch macht?‘ Nein – wir sollen was anderes machen. Es ist ein faszinierendes Gebäude; weit, offen und transparent. Und darum bieten wir diesen weiten, offenen Raum für die Menschen, die Gott fern sind und die trotzdem sagen: Ich möchte schon wissen, was ich hoffen kann, woher ich komme und was der Sinn von dem Ganzen hier ist.“ Jeden Mittwoch ab 18:30 Uhr ist Gottesdienst mit Abendmahl und 14-tägig, jeden 1. und 3. Sonntag im Monat (außer im Juli und August), Walsonntag mit Frühstück ab 10 Uhr und nochmal Gottesdienst ab 13 Uhr; mit Warming-up zu Musik von z.B. Konrad Haas, ein bisschen Gymnastik, es werden alte und neue christliche Lieder gesungen, dann kommt ein Impuls anhand eines Films oder Interviewgastes. Dem Vorwurf „Ihr von der Kirche beantwortet immer die Fragen, die gar keiner gestellt hat“ will Pastor Masemann entgegentreten, darum geht es stets um ein aus dem Leben gegriffenes Thema, auch in der Predigt. Ganz wichtig: Jeder wählt Nähe und Distanz selbst. Hinten sitzen und sich das Ganze nur angucken, mitsingen und -beten oder auch nicht – alles ist okay. Denn, so betont Masemann: „Jesus ist den Menschen zugeneigt, der senkt nicht bei irgendeinem Menschen den Daumen. Und so versuchen wir auch, an die Menschen heranzugehen. Wir glauben, wenn sie Gott begegnen, was sie hier können, dass dann etwas Gutes passiert. Aber – wir wissen nicht, was dann passiert.“ Es gibt keine Schablone, man muss nirgendwo beitreten, man kann entweder nur kommen oder ehrenamtlich mitarbeiten. Da sie keine Kirchensteuermittel bekommen, sondern ein freier Verein sind, kann man gerne Geld spenden – damit unterstützt die Innere Mission immer ein Projekt, seit Kurzem den News-Truck in Tansania, der auf Dörfer fährt und Aufklärung zu Verhütungsmitteln macht. Empfängniskontrolle, ungewollte Schwangerschaft – das sind kontroverse Themen, gerade im Kirchenkontext. Wie ergebnisoffen kann da eine Beratung überhaupt sein? Masemann erklärt: „Erstens haben wir Respekt vor den Entscheidungen der Menschen, da ist unsere Beratung absolut ergebnisoffen. Zweitens unterstützen wir mit Möglichkeiten zur vertraulichen Geburt, notfalls auch anonymen Geburt, wir betreiben die Babyklappe am Friederikenstift und vermitteln Kinder zur Adoption. Wir drängen nicht in eine bestimmte Richtung, wenn eine Frau sich anders entscheidet, ist das ihre Entscheidung. Zu entscheiden, ob das richtig ist oder falsch, das ist nicht meine Aufgabe.“ Und allgemeiner: „Ich werde manches Mal kritisiert, dass ich zu wenig zur Sünde sage. Ich finde aber, das wissen die Menschen schon selber. Meine Arbeit als Pastor sehe ich vielmehr darin, die Menschen an das zu erinnern, was sie nicht mehr wissen; dass es die Liebe Gottes gibt, dass es Barmherzigkeit gibt, dass es immer einen Weg gibt.“
Anke Wittkopp
Hallo Herr Masemann !
Gemeinde aufbauen heißt Menschen aufbauen…Gottes Reich aufbauen ebenso !
Das ist das was ich spüre wenn ich im Expo Wal bin. Man fühlt sich willkommen…jeder kann kommen wie er ist,das hat Jesus schon vorgelebt.
Auch Ihre Ansprachen treffen es auf den Punkt….
Da hat Gott Ihnen wunderbares ins Herz gelegt , Pastor zu werden. Sie sind ein wirklich sympatischer Pastor und Mensch!
Gott segne Sie und viel Freude und Gottes Weisheit für morgen !!
Ganz herzliche Grüße
Simone Tschirner