Shanaya

Was tun, wenn man Musik macht, die keinem existenten Genre zugeordnet werden kann? Man kreiert einfach sein eigenes Genre. Das hat die deutsch-türkische Sängerin Ayda mit ihrer Band „Shanaya“ getan. Sie nennen ihre kommerzielle, deutsche Popmusik mit orientalischen Ethnoklängen „Mig-Pop“ (Migranten-Pop). Ihre Texte sind auf Deutsch verfasst und erzählen einerseits lustige Geschichten über das Thema Migration, andererseits sprechen sie auch Missstände in der Gesellschaft aus deutsch-türkischer Sicht an. Damit grenzen sie sich vom Genre der Weltmusik ab und erschaffen ihren ganz eigenen Stil, der pure Lebensfreude vermitteln soll.

Die Band aus etablierten Musikern aus Niedersachsen und Hamburg (u.a. Ralph König, Gitarrist bei Heinz-Rudolf Kunze) hat sich um die deutsch-türkische Sängerin Ayda formiert. Sie entwickelte die Idee, mit kommerziellem Pop ein musikalisches Integrationsprojekt zu starten, mit dem Ziel, sozial benachteiligten Menschen mit Migrationshintergrund durch vertraute Klänge aus ihren Kulturen, die mit deutschen Texten und westlicher Musik gemischt sind, eine Möglichkeit zur Identifikation zu bieten.

Songs wie der „Frauensong“ oder „Kai“ behandeln aktuelle Motive und zeigen, verbunden mit ohrwurmverdächtigen Melodien, die Vielseitigkeit der Band. Im „Frauensong“ geht es beispielsweise um Gleichberechtigung, um die Förderung von jungen Mädchen und Frauen oder die gleiche Bezahlung am Arbeitsplatz. Hinter der Fassade eines mitreißenden Popsongs kommt die Botschaft also nicht zu kurz. Ein Song insbesondere für Frauen, was auch im Video eindrucksvoll unterstrichen wird, denn mehr als hundert ganz in weiß gekleidete Frauen aus Hannover und der Region spielen mit.

Das Lied „Kai“ dagegen erzählt die Geschichte einer jungen Türkin, die sich in einen deutschen Mann verliebt. Und auch wenn diese Liebe kein Happy End findet, der Song hat doch eine freche Pointe und zeigt so den Witz des „Mig-Pop“. Mit diesem Lied spricht Shanaya ein Problem an, das viele in Deutschland lebende Türkinnen haben: Sie verheimlichen ihre Beziehung zu einem Deutschen vor ihrer Familie, aus Angst vor deren Reaktion. Mit ihrem Song zeigt die Sängerin, dass die betroffenen Mädchen mit diesem Problem nicht alleine sind. Im Video zu „Kai“ gibt Ayda sich selbstbewusst und offen. Sie hält Augenkontakt mit der Kamera, trägt Make-up und aufreizende Kleidung, während sie in einer Halle zur Musik tanzt. Ihre Bewegungen sind frei und ungebunden, eine Aufforderung, sich als junger Mensch möglichst keine Fesseln anlegen zu lassen.

Die Band tritt mit elf Musikern an Klavier, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Percussions sowie seit Neuestem mit zusätzlichen türkischen Instrumenten, orientalischen Streichern, Saz, Daburka und Kanun. Ayda wird außerdem von einer Backroundsängerin unterstützt. Live vereint Shanaya Elemente aus den Bereichen Jazz, Pop, Funk und Weltmusik. Auftritte hatten sie unter anderem bereits beim Machseefest und der Fête de la Musique 2015 sowie beim Entdeckertag 2016. Auf YouTube sind die Videos zu den Songs „Kai“ und „Rot Gelb Grün Blau (Die bunten Gesichter der Stadt Hannover)“ zu sehen (YouTube: Shanaya Band). Der „bunte Song“ wurde mit hannoverschen Prominenten und Bürgern am Kröpcke gedreht und handelt von der Diversität der Menschen in Hannover.

Nele Schröder

Am 2.4. geben Shanaya im Freizeitheim am Lister Turm ein Konzert, das besonders Kinder mit Migrationshintergrund ansprechen soll. Beginn ist um 16 Uhr.

Mehr Infos unter www.shanaya-band.de.


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