Küchenchefin im Hafven
Sternzeichen: Krebs
Lina Meyer ist Chef de Cuisine im Hafven, Hannovers Coworking und Maker Space, der auf mehr als 2.000 qm neben Büroarbeitsplätzen, Meeting Spaces und offenen Werkstätten auch ein öffentliches Café in dem kubischen grauen Gebäude in der Nordstadt bietet. Die 30-jährige Lina wohnt mit ihrem Freund in Linden-Nord, ihr Lebensmittelpunkt ist aber seit September der Hafven – bei unserem Gespräch erzählt sie stellvertretend für das 19-köpfige Team und die bald 500-köpfige Community, was diesen besonderen Ort zum Arbeiten, Netzwerken, Wissen teilen, Ideen entwickeln und umsetzen auszeichnet.
Mein erstes Meeting mit der Hafven-Community führt mich durch den industriell-modernen Ort aus Beton und Glas, voll neuester Technik, rustikalem Stahl und Holz, vom Coworking (ca. 75 Büroarbeitsplätze) und Meeting Spaces über den Innenhof zum Maker Space. Während Coworking inzwischen ein Begriff ist, ist ein Maker Space in dieser Größenordnung etwas ganz Neues: Die professionellen Holz-, Metall-, Textil- und Elektro-Werkstätten, die sowohl für Macher aus dem Hobbybereich als auch für Profis offen stehen, beeindrucken mit 3D-Druckern, Laser Cuttern und CNC-Fräsen. Die Ausstattung (teils selbst gebaut von Maschinenbau kundigen Mitgliedern, teils über Partnerschaften bereitgestellt) und der herrschende Tatendrang machen Lust, in einem der regelmäßigen Maker-Workshops selbst etwas herzustellen. Hier kann man eigene Möbel oder auch Prototypen produzieren – der Hafven ist Schmelztiegel für Innovatoren und greift mit Coaching und Organisationsberatung denjenigen unter die Arme, die ihre Ideen zur Unternehmensgründung ausbauen möchten. Dass die Zeit reif ist für ein gemeinsames Zuhause von Denken und Machen, haben die Gesellschafter des Edelstalls und der Werke zu Recht befunden und ihre verschiedenen Talente und ihr Geld zugunsten der Hafven-Idee zusammengeworfen.
In der schön offenen Arena mit Fensterfront, dem Event Space, der vom Café- und Barbereich abgetrennt werden kann, lasse ich mir von Lina Genaueres berichten: „Der Ort ist so vielfältig, dass man gar nicht unbedingt Co-Worker oder Hobby-Handwerker sein muss: Man kann sich im Café austauschen, Leute bei den Veranstaltungen kennen lernen, sich mit Kunden treffen, Vorträgen lauschen, Workshops besuchen oder auch anbieten. Es ist ein Ort, wo man alle möglichen Themen ansprechen und Projekte anstoßen kann. Der Hafven kann als Bühne funktionieren, als Ort für Wissensvermittlung, als Arbeitsplatz, als Veranstalter und als Raum für Veranstaltungen, als Sonnenterrasse… – letztlich als Lebensmittelpunkt.“
Die sonnig-blonde Küchenchefin hat an der Hochschule Hannover Kommunikationsdesign studiert und dabei ein Projekt im Bereich Eating Design gestartet, aus dem sogar internationale Ausstellungen resultierten: „Mit Essen spielt man“ setzt Themen in Food Installationen kulinarisch um. Trotz vieler Aufträge wollte Lina das Handwerk verfeinern und machte eine Ausbildung zur Köchin im Basil. Dann kam der Hafven – und das Café, das als Pop-up Café am Schwarzen Bären erprobt und anschließend hier erweitert wurde. Mit der wöchentlich wechselnden Karte geht das Küchenteam auf regionale und saisonale Trends ein und bietet neben dem Snackangebot auch Tages-Catering für Tagungen an. „Wir sagen immer, das ist hier „Das Haus oder das Labor der Möglichkeiten“, denn es ist nicht nur im Gastrobereich so, dass erstmal ausprobiert wird; klappt es, wie wird es angenommen? Alles ist erweiterbar angelegt, wird jeweils erprobt und eventuell eben auch verworfen. Dadurch entstehen neue Ideen, auf die man wahrscheinlich nie gekommen wäre, wenn schon eine feste Struktur vorgegeben gewesen wäre.“ Ist es dieser flexible Geist, der selbst große Konzerne dazu bringt, hier Tagungen abzuhalten? Lina sagt: „Ich glaube, es ist die Atmosphäre. Zum einen ist es einfach mal ein anderer Ort, der Abwechslung und somit neue Ideen bringt, zum anderen ist es an sich ein interessanter Ort, der Kreativität vermittelt oder dazu anregt. Es gibt die vielen Bereiche, von denen man sich inspirieren lassen kann, dann haben wir überall Fenster und unverputzte graue Betonwände – die man, da an ihnen vieles gut haftet, auch als Arbeitsfläche nutzen und kreativ bespielen kann.“ Die gemeinsame Kreativität unterscheidet den Hafven von anderen Coworking-Büros, wo es nur um das Teilen von Infrastruktur geht: Hier wird ein quasi demokratischer Gedanke gelebt, vieles selber mitgestaltet und das Arbeiten, auch, aber nicht nur räumlich, in die Community und ihren Lebensort eingebettet. Entscheidungen werden abgestimmt, es gibt keine starren Hierarchien, und Lina ist als Küchenchefin das beste Beispiel dafür, dass auch tradierte Geschlechterrollen ausgehebelt werden. Es geht natürlich nicht alles auf einmal, aber: Es liegen etliche super spannende, nicht ausgeträumte Träume vom Co-Cooking bis zum Co-Living in der Luft. Einfach mal unter www.hafven.de oder selbst im Hafven reinschnuppern!
kurz nachgefragt
Lieblingsort im Hafven?
Im Café an den großen Tischen am Fenster.
Was fehlt?
Noch einiges, aber auch nichts Gravierendes. Vor allem Zeit.
Dein Hafven-Symbol?
Ein Würfel wahrscheinlich. Er hat viele Seiten, ist vielfältig.
Hafven forever?
Im Moment ist es wirklich mein Lebensmittelpunkt. Ich fühle mich hier wohl, habe ein gutes Gefühl und hoffe, dass es noch ganz lange anhält.
In Planung und Zukunftsträume:
Garten, Kompost, Wurmfarm, Bienenstock, Hafven-Shop, Kinderbetreuung, Co-Cooking, Co-Living.
Interview: Anke Wittkopp