Vor fast elf Jahren haben fünf erfahrene Musiker Soon is now gegründet. Irgendwo zwischen Grunge und Indierock mit eingewobenen elektronischen Elementen haben sie ihre Nische gefunden. Die ihnen auch ganz alleine gehört, denn das, was man sonst aus der Hannoveraner Musikszene kennt, klingt anders. Der Name Soon is now, kurz sin, ist die Anlehnung an einen Titel der britischen Band The Smiths.
Und britisch ist auch gleich das korrekte Stichwort: Dem Sänger Kai Hornung, zuvor bei Sonic Front tätig, kauft man den englischsprachigen Gesang durchaus ab – weiß Gott keine Selbstverständlichkeit. Tatsächlich erinnert seine Stimme an die eine oder andere britische Musikgröße. Nicht Morrissey, sondern eher Placebos Brian Molko oder Matthew Bellamy (Muse): Absolut akzentuierter Gesang, die Gitarrensounds von Kolja Schwab sind (atmo-)sphärisch. Dass Bassist Andreas von Kessinger sein Handwerk versteht, ist ein offenes Geheimnis und wird auch hier wieder deutlich. Ernie Schadows Schlagzeug und Arman Gregors Keyboard sind zurückgenommen, aber nicht weniger wichtig – es wird deutlich, dass die Band auch abseits der Bühne harmoniert.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 ist einige Zeit vergangen, sie sind älter geworden. Wütende, anklagende Texte und trotzige Sounds wären nicht mehr authentisch und Soon is now wissen das auch. Sie haben Familie, sie haben Jobs – ihre Musik ist nicht der Ausdruck ihres Protests, sondern, wie Kai Hornung sagt, ihr „Hafen“: „Wenn die Proberaumtür geschlossen ist, dann haben wir den perfekten Ausgleich zu anstrengenden Jobs, heranwachsenden Kindern oder dem üblichen Alltag.“ Klar, man wird reifer, reflektierter, das wirkt sich auch auf die Musik aus.
Ihr neuestes Werk „A Moment To Frame“ spiegelt das wider. Gemischt in Bremen und gemastert von Willi Dammeier im Institut für Wohlkangforschung in Hannover, sind Soon is now absolut zufrieden mit ihrem Werk, das sie tatsächlich so umsetzen konnten, wie sie sich das zuvor ausgemalt hatten. Gitarrist Kolja Schwab: „Es war eine große Freude, mit einem so erfahrenen Mischer wie Gregor Hennig zusammenzuarbeiten. Wir hatten bei der Arbeit an den Songs des Albums viele Ideen entwickelt, wieder verworfen und damit ja auch schon eine sehr klare Vorstellung davon, wie unsere Songs am Ende klingen sollten. Wir baten Gregor um einen ersten Mix von „Come On Over“. Ohne viele Erklärungen unsererseits traf er am großen Analog-Mischpult im legendären Studio Nord in Bremen sofort unsere klangliche Vorstellung. Damit war klar, dass er auch den Rest des Albums mischen sollte.“
Und der Titel? „A Moment To Frame“ – das klingt ja schon sehr episch, immerhin geht es ja nicht gerade um den Superbowl. Schwab: „Das Festhalten von Momenten in Fotos und Kurzvideos hat mit Snapchat, Instagram, Facebook & Co. eine ganz neue Bedeutung für unser Leben und Erleben erhalten. Man hält den Augenblick fest, um ihn länger wirken, aber auch um andere daran teilhaben zu lassen. Die gezielte Auswahl der einzelnen Momente bildet dann unsere mehr oder weniger realistische Online-Persönlichkeit.“ In diesem Zusammenhang erklärt sich der Bandname, der immerhin schon vor diesen sozialen Netzwerken feststand, irgendwie von selbst: Das Jetzt ist die Summe dessen, was vorher passiert ist. Und jedes Jetzt beeinflusst das nächste Jetzt. Eine kluge und erwachsene Feststellung, die gut zur neuen Platte passt: Können, Spielfreude und Diversität, die das Beste aus dem Moment machen.
UM
Mehr Infos unter www.soonisnow.de