1980 behaupteten die Blues Brothers, im Auftrag des Herrn unterwegs zu sein. 1996 waren Die Toten Hosen auf demselben Trip. Seit 2002 befinden sich zwei weitere Musiker auf göttlicher Mission: Die Wohnraumhelden aus Hannover Slash Linden. Sie sind nämlich im Namen der Göttin der Musik unterwegs, sie glauben an eine bessere Welt und sie kämpfen für eine bessere Welt.
Aber, das wissen wir alle, diese Welt ist einfach zu schlecht. Sie braucht mehr. Und weil Iron-, Spider-, Super- und Batman ja bekanntlich bloß erfunden sind, müssen richtige Helden her. Deshalb haben Fabian „B-Man Major“ Schulz und Christof „Cpunkt“ Stein-Schneider, alias der „Vulkan der Romantik“ und die „Stimme der Vernunft“, ihren Heldenzirkel erweitert. Zu elft haben sie sich aufgemacht, die Welt zu retten.
Bei der „Wohnraumheldenliga“ erinnert nicht mehr viel an den selbsterfundenen Sofapop des Duos. Zwar hat man sich der Helden-Stücke bedient, diese aber ausgezogen, gebadet, geföhnt und neu eingekleidet. Unterstützung gab es dabei von ihren neun Nachwuchs-Helden: Thomas „Krösus“ König, der als „Kapitän der Mission“ die Wohnraumhelden schon lange nach Kräften unterstützt, steht jetzt mit auf der Bühne – nebst Bassbalalaika. Cpunkts damaliger Schlachthauskollege Rainer Schumann sitzt hinterm Schlagzeug, während Ecki Hüdepohl, der wohl südstaatenbluesigste Hannoveraner aller Zeiten, in die Tasten haut und Martin Huch an der Steel Guitar unter Beweis stellt, dass er mehr kann als schöne Fotos machen. Wie es sich für eine ordentliche und heldenhafte Big Band gehört, darf auch auf einen Blechbläsersatz und Backgroundsängerinnen nicht verzichtet werden, weshalb sowohl das eine als auch das andere von der befreundeten SpVgg Linden-Nord ausgeliehen wurde. Elf Musiker – da kommt einiges an Können zusammen. Und auch einiges an unterschiedlichen Geschmäckern. Die Wohnraumhelden-Songs in neuem Gewand, da ist für jeden was dabei. Es gibt Country, Blues, Soul, Rock‘n‘Roll und sogar Ragga.
Bereits im vergangenen Mai hat die Heldenliga im LUX ihre EP vorgestellt. Dafür sind sechs Stücke, deren Urformen dem geneigten Wohnraumhelden-Konsumenten bereits bekannt sind, neu arrangiert worden. Sie soll ein Vorgeschmack sein auf das, was noch kommt – wir sind gespannt, denn die EP klingt verheißungsvoll und nach jeder Menge Spaß.
Den Spaß gibt es auch und ganz besonders live – aus banalen Vorkommnissen wie Textvergessern oder dem Stimmen einer Gitarre wird hier ein Happening gemacht. B-Man lässt sich beim Stagediving durch den Raum tragen und kommt auf selbem Weg auf die Bühne zurück – mit Bier für alle. Es wird mit Percussion-Obst gerasselt und manchmal singen Männer gegen Frauen. Spätestens bei „Helden“, dem Konzerthöhepunkt, woran sich auch in der neuen Formation nichts geändert hat, hält es niemanden mehr an seinem Platz. Die Wohnraumheldenliga macht zwei plus neunmal soviel Spaß und es sei jedem ans Herz gelegt, einen Göttinnendienst zu besuchen.
Aber eine Sache noch: Wer jetzt der Meinung ist, er kann sich vorstellen, wie es auf einem Konzert der Wohnraumheldenliga zugeht, sollte diesen Gedanken schnell wieder loswerden, es wird garantiert ganz anders. Also bitte keinesfalls diesen Artikel als Leitfaden betrachten!
Illi Hinzberg