Die Eritreerin Almaz Mengsteab bringt mit ihrem neu eröffneten Restaurant Hawashait die eritreische Esskultur nach Döhren und verschiebt den kulinarischen Horizont der hannoverschen Restaurantlandschaft ein großes Stück weit in Richtung Afrika. Ein Ort, wo nicht nur der Name für ein Gefühl von Wohlbefinden und Geborgenheit steht, wo alltägliche Hektik und Geschmacksrichtungen mit Traditionen und Aromen vertrieben werden.
Der Name „Hawashait“ kommt von Frau Almaz Mengsteabs Heimatdorf im Westen von Eritrea. Die begnadete Köchin führte in der ehemaligen italienischen Kolonie ein italienisches Restaurant, nun möchte sie uns Norddeutschen die ursprünglichen Gepflogenheiten und Gaumenfreuden ihres Landes näher bringen. Beispielsweise mit gestickten Wandteppichen setzt sie afrikanische Details im Hauptraum, der mit seiner Kinderecke samt Maltafel und Zahlenspielen auch kleine Gäste willkommen heißt. Die angrenzende Lounge ist noch deutlicher im charismatischen Eritrea-Stil gestaltet, sie lädt zur speziellen Kaffee-Zeremonie ein (die jeden Samstag um 17 Uhr stattfindet und bei der die Kaffeebohnen auf Holzkohle geröstet und im Tonkrug gekocht werden). Im ehemaligen „S-Werk 13“ soll es neben einem deutsch-gutbürgerlichen Tagestisch mit regionalen Saisongerichten in Zukunft hauptsächlich Speisen aus Eritrea geben, aber – und darauf scheint sie sich schon zu freuen – Almaz möchte auch Köche aus anderen afrikanischen Ländern an ihren Herd lassen. Wichtig sind ihr vor allem eine liebevolle, sorgsame Zubereitung (weswegen man genügend Zeit mitbringen sollte) und: gute Zutaten. Die Butter für eine unserer Vorspeisen, „Qatenia“ (Duftbutter nach eritreischer Art, eine luftig-weiche, biskuitteig-ähnliche Rolle) kommt zum Beispiel extra aus Holland, die Pommes für die Kleinen werden eigens in Belgien bestellt.
Nachdem wir uns an einem auffallend frischen Salat mit 10-Punkte-Dressing und cremigem Schafskäse gelabt haben, und auch die „Sambusa“ (Blätterteig gefüllt mit Hackfleisch) sich als genau die erträumte Kombination aus knuspriger Hülle und kräftig gewürztem Inhalt herausgestellt haben, wird der Tisch mit landestypischem Tongut bestückt. Unter einem der „Basthüte“, die die Speisen warm halten, findet sich „Zigni Begih“, gekochtes Lamm in eritreischer Sauce, die mit Hilfe der landestypischen Pfeffergewürzmischung „Berbere“ die Zungenspitze nett prickeln lässt. Das Fleisch ist butterzart, würzig und wird von der pikanten Sauce perfekt umspielt. Unter dem zweiten „Deckel“ verbirgt sich „Spris Kilwa Asa“, Würfel von gebratenem Kingklip vermengt mit Zwiebeln, Peperoni, Tomate und Knoblauch – ein leckeres, salziges Gericht, das der ostafrikanische Fisch bester Konsistenz nicht unangenehm dominiert. Auch das schmackhafte „Alicha“, ein Kartoffel-Gemüse-Topf mit Hawashait-Currysauce, wird mit „Injera“ serviert. Von dem hausgebackenen Sauerteigbrot, das an einen dünnen Pfannkuchen erinnert, reißt man kleine Stücke ab und nimmt damit mundgerechte Happen der Eritrea-Kost auf – wie das genau funktioniert, erklärt der witzige Kellner gerne. Am besten teilt man sich mit mehreren Personen ein paar Hauptgerichte – schließlich ist nichts gemütlicher, als gemeinsam zu schlemmen und zu lachen, ganz im Hawashait-Sinne. Und das ist hier ein wunderbarer Ort für beides!
Anke Wittkopp
Borgentrickstraße 13, 30519 Hannover, Tel. (0511) 83 20 10
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 11.30-22.30 Uhr, Sa 11.30-23 Uhr,
So 11.30-22 Uhr; täglich von 15-17 Uhr keine Küche sondern Kuchenzeit.