Hardy Seiler

Selbstständiger Kommunikationsdesigner & Mitgründer vom Edelstall, zukünftig Hafven
Sternzeichen: Fische

2008 ist er fürs Studium hergezogen, hat sich 2009 mit dem eigenen Grafik-Büro selbstständig gemacht und 2011 den ersten erfolgreichen Coworking Space Hannovers mitgegründet. Jetzt hat er den Deutschen Designpreis gewonnen. Und das ist längst nicht alles. Der 28-jährige, kommunikative Designer, der in Linden-Mitte wohnt, hat noch einiges in und von Hannover aus vor.

Schon während des Studiums erhielt er den red dot design award, mit der Abschlussarbeit kam der Durchbruch: Obwohl sein Herz für Print-Grafik schlägt, wollte er etwas ganz anderes machen – und prompt schlug sein 2D/3D-Animationsfilm so ein, dass Aufträge wie vom Science Museum London und dem weltgrößten Grafikprozessorhersteller NVIDIA kamen.

Als die Kunden größer wurden, merkte Hardy – die kann man nicht mehr in der WG-Küche empfangen. Da passte das Konzept Coworking aus den USA: Gestellt wird ein Arbeitsplatz im Büro mit Strom, Licht und W-Lan, für den man nur zahlt, wenn man ihn nutzt. In Hannover gab es das nicht, und so baute Hardy mit fünf Gleichgesinnten den Edelstall auf: „Wir haben drei Monate lang geschuftet, vorrangig nachts, tagsüber dann Uni, wir gingen echt am Zahn. Und wir mussten Leute von dem Konzept überzeugen, bevor wir überhaupt den Mietvertrag unterschrieben, denn wir brauchten ja irgendeine Sicherheit.“ Es kamen Coworker aus allen Bereichen zusammen und so wurden Arbeiten wie für NVIDIA möglich „…weil du dich temporär wie eine Großagentur aufstellen kannst und im nächsten Moment arbeitest du wieder als Selbstständiger für ein anderes Projekt. Da war der Edelstall für die erste Selbstständigkeitsphase Gold wert.“ Heute hat der 35 Arbeitsplätze und 200 Mitglieder, bietet Lasercutter, 3D-Drucker und neuerdings sogar eine  Bitcoin ATM. Die Coworker wiederum bringen Ideen mit und den Blick über die Schulter: „Jeder kennt das; man ist so drin in seiner Arbeit, dass man gar nicht mehr diesen objektiven Blick hat. Da ist es sehr wichtig, dass man Leute um sich hat, die eine subjektive Meinung einbringen.“ Außerdem hat der Edelstall mit Hendrik Schwedt das Bildungsprogramm „Edelstall Futur“ ins Leben gerufen, welches Workshops, Seminare und Erwachsenenbildung umfasst. „FuturXchange“, bei dem Künstler und Designer alte und neue Methoden der Designproduktion ausprobieren und sich austauschen, fand auch das Kulturbüro so gut, dass es dem Format eine Förderung zusprach. Die Ausstellung der Ergebnisse mitsamt Videodokumentation ist vom 22.-24. Januar ’16 in der Eisfabrik zu sehen.

Bei der Reihe „Out The Box“ werden Berühmtheiten wie Andreas Uebele und Mario Lombardo auf der Bühne kreativ. Gesprächsgrundlage sind Objekte aus einer Kiste, die kombiniert, bemalt, zerstört werden – Abende mit einer ganz eigenen Dynamik. Angeschlossen hat sich eine gefilmte Interviewtour durch Hannover, bei der die Stars zu Gesellschaftsthemen, Kunst und Design befragt werden. Zieht es einen mit solchen Formaten nicht in größere Städte? Hardy kontert: „Ich habe hier ein wunderbares Netzwerk aus so vielen kreativen Leuten, mit denen ich so viel leisten kann. Und ich habe eine Stadt, wo die Möglichkeiten da sind, etwas zu machen, was eben vorher noch nicht gemacht wurde.“ Wie zum Beispiel das nächste Großprojekt namens Hafven, das Mitte 2016 eröffnet wird und in dem „Die Werke“ und der Edelstall fusionieren. „Was wir möchten ist, dass diese Wahnsinnsfläche von 2500 qm das Zuhause wird für alle Hobbybastler, Kreative, Künstler. Wir werden Werkstätten haben, Arbeitsplätze, Veranstaltungsräume, ein Café. Nach dem Motto „More people, more awesome“ glauben wir, dass, wenn mehr Leute ihre Ideen und ihr Schaffen einbringen, es einfach jedem hilft.“

Gerade in Gründung ist außerdem der Format Verein, bei dem gesellschaftsrelevante Themen von Umwelt bis Flüchtlingsdebatte in ein anderes Licht getaucht werden, sodass unerwartete Sichtweisen entstehen. Ergebnis können Filme, Ausstellungen, Performances sein – auf jeden Fall Projekte, die neu und anders sind.

All das setzt Hardy neben seiner Haupttätigkeit um, der Arbeit im Bureau Hardy Seiler. Mit seinem Team arbeitet er am Corporate Design, Kommunikations- und Webdesign der Kunden, viele davon aus dem Kulturbereich. Dabei legen sie den größten Wert auf besondere Arbeiten mit hoher Qualität. Und zwar so erfolgreich, dass sie im Sommer den European Design Award und jetzt im Oktober den German Design Award für das Design des Freien Theaters Hannover gewonnen haben – eine ganz große Sache. Gratulation!

 Anke Wittkopp
Foto: Mario Wezel

 

Kurz nachgefragt

Frühaufsteher oder Nachteule?
Zwangsläufig beides.

Deine Hobbies?
Laufen und neuerdings mache ich experimentelles Theater.

Dein kreatives Vorbild?
Dieter Rams.

Größter Stressfaktor?
Wenn ich das Gefühl habe, es wäre noch mehr drin gewesen, als man in der  vorgegebenen Zeit geschafft hat.

Dein Motto?
Want it.

3 Zutaten für gute Zusammenarbeit?
Leidenschaft, konzeptionelles Denken, Erfahrung.

3 Zutaten für einen guten freien Tag?
Sauna, mit Zeitung im Café, Familie.


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