Die Sonne steht hoch über dem Canyon. Flirrende Hitze, ein Raubvogel kreist auf der Suche nach Beute. Er zieht seine Kreise enger über rotem Stein, keine Bewegung, nirgends, nur Sand, Gestrüpp – und eine Band.
Christian Kretzschmar und die Brüder Malte und Sören Schalk trafen nach den ersten Banderfahrungen ihrer Jugend aufeinander, teilten viele Erlebnisse und noch mehr CDs. Rage Against The Machine, Seether und Staind wurden hin und her gereicht, grollender Alternative-Rock mit dreckigen Gitarren entwickelte sich zur gemeinsamen Leidenschaft der Hannoveraner. Was lag da näher, als gemeinsam eine Jam-Band zu gründen? Da „Down Under City Surfers“ auf kein vernünftiges Bandshirt passt, spielten die drei unter dem Namen DUCS 2010 schließlich ihr erstes Konzert. Von diesem Moment an enterte das Trio jede Bühne, die sich ihnen bot und erspielte sich nach und nach in Hannovers Musikszene den Ruf einer furiosen Live-Band ohne Rücksicht auf Verluste: „Unsere Stärke ist auf jeden Fall das Live-Konzert“, erklärt Chris. „Wir geben einfach alles, dabei spiele ich mir schon mal die Fingerkuppen blutig und es wundert mich nicht, wenn Malte nach einem unserer Konzerte mehrere Tage Muskelkater hat.“ „Ganz am Anfang haben wir mal auf einem Open Air mit furchtbarem Wetter gespielt“, ergänzt Malte. „Es haben nur noch die Leute, die für den Abbau zuständig waren, zugehört. Die sind allerdings völlig abgegangen und haben auf der Bühne mit uns gefeiert, und genau darum geht es uns: die Menschen wirklich zu begeistern und zu erreichen.“
DUCS holen das Publikum am Rande der Alltagstristesse ab und befördern es per Anhalter auf eine Schnellstraße irgendwo zwischen Grunge, Alternative und Hard-Rock. Effektspielereien lassen sie dabei links liegen – die Musiker geben sich ganz „oldschool“ und beschränken sich auf die klassische Schlagzeug-Bass-Gitarre-Formation. Energische, aber eingängige Riffings und die raue, fast bluesige Stimme von Chris sind die Kennzeichen der DUCS, die sie mit einer Lässigkeit vor sich hertragen, die ihresgleichen sucht. Seit ihrer EP „Ductape“, die im Juni 2013 über Timezone Records erschien, hat sich dennoch sowohl bei der Arbeitsweise als auch beim Sound der DUCS so einiges getan. Seit einem Jahr lassen Chris und Sören Job und Studium ruhen, um sich voll und ganz dem für Herbst geplanten Debüt-Album zu widmen. Das zahlt sich aus: Nachdem die Band 2014 eine ihrer gemeinsamen Lieblingsbands, Seether, supporten durfte, ermöglichten ihre Fans den Jungs über eine Crowdfunding-Aktion, sich einen weiteren lang gehegten Wunsch zu erfüllen. In Begleitung eines Kameramanns machten sich Malte, Chris und Sören auf zu einer mehrwöchigen Tour durch die USA, um weiter an ihren Songs zu arbeiten und vor allem jede Menge Videomaterial von Sessions in der amerikanischen Wildnis zu sammeln. Chris erinnert sich: „Die Crowdfunding-Situation war neu für uns. All diese Menschen haben in uns investiert und uns bewusst gemacht, dass unsere Musik sie interessiert und dass sie an uns glauben. Das hat uns ganz schön Druck gemacht.“
Entstanden sind Aufzeichnungen von Unplugged-Sessions vor atemberaubender Kulisse, denn für die Songs ihres Debüt-Albums haben die DUCS sich vor allem ein Ziel gesetzt: „Uns ist wichtig, dass die neuen Songs auch ohne großartige Verstärker funktionieren. Sie sollen sich nicht hinter einer Wall-of-Sound verstecken, sondern die Leute auch „pur“ überzeugen.“ Das Publikum – und andere Bands, denn als nächsten Schritt fassen die DUCS eine ausgedehnte Support-Tour ins Auge, um neue Bühnen und Fans für sich zu erobern. Letztendlich hoffen Sören, Malte und Chris, eines Tages von ihrer Musik leben zu können, und wissen, dass dieser Weg vor allem über größere Bühnen führt. In wenigen Tagen geht es allerdings erst einmal nach Berlin ins Studio, die Aufregung ist der Band anzumerken. „Bestimmt läuft so einiges völlig anders, als wir uns das vorstellen“, überlegt Malte. „Aber oft beschert einem ja gerade das die schönsten Momente.“
Sabrina Bläß