Bildender Künstler
Sternzeichen: Krebs
In Edins Leben dreht sich alles um Kunst; er ist Diplom Künstler & Meisterschüler, langjähriges Mitglied der Initiative „KUNST UND WARUM e.V.“, Mitbegründer und Kurator des Kunstraumes „konnektor – Forum für Künste“, künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hannover (Fakultät Architektur) und freier Projektleiter soziokultureller Kunstprojekte für Kinder und Jugendliche. Der 34-jährige Bosnier wohnt in Leinhausen mit seinem italienischen Freund, mit dem er bereits seit 13 Jahren zusammen ist.
Ich darf Edin in seinem Atelier in Hainholz besuchen, was wahrscheinlich daran liegt, dass er dort selbst so gerne ist und vielleicht ein bisschen daran, dass ich ihn von der IGS-Linden her kenne. Damals hat er ein Selbstportrait gemalt, das alle in absolute Bewunderung versetzte und vollkommen klar machte, dass er einmal ein richtiger Künstler wird. Inzwischen, ein Kunststudium und unzählige Kunststücke später, hat er es auf seinem Weg Richtung Lebensziel schon weit gebracht: Der kreative Kopf möchte irgendwann alleine von seiner Kunst leben. Das Größte ist es für ihn, im Atelier zu malen, zu fotografieren, Skulpturen zu formen. „Das nimmt einen wunderbar ein. Wenn ich mich konzentriere und alles andere anhalte. So sehr, dass alles andere zweitrangig wird.“, schwärmt der quirlige Sympath, der zwar dauernd Bewegung und Herausforderung braucht, aber auch mal entschleunigen möchte. Nachdem er elf Jahre in einem Altenheim gearbeitet hat, musste er diesen Job aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Nach nur sechs Monaten wurde ihm auch schon die Stelle an der Uni angeboten. Als 2008 der Fachbereich Bildende Kunst an der FH Hannover geschlossen wurde, schufen einige KünstlerInnen des letzten Abschlussjahrgangs die Initiative „KUNST UND WARUM e.V.“.
„Unter meinem Dach …“ ist das achte eigene Projekt des Vereins. Edins Arbeiten sind eng verknüpft mit seiner eigenen Biografie. 1993 musste er aufgrund des Jugoslawienkrieges aus Bosnien fliehen und verarbeitet seither die Erlebnisse seiner Flucht und das Suchen und Finden einer neuen Heimat mit künstlerischen Mitteln. Mit seiner bisher größten Arbeit „Meine Arche. Und, was nehmen wir mit?“, einem 5 x 4 x 3 Meter großen Holz-„Papierschiffchen“, stellte er 2014 Schülerinnen und Schülern die Frage, was sie auf so eine Reise mitnehmen würden. Nun findet das Projekt sozusagen eine Fortsetzung und fragt jetzt: Wenn wir irgendwo ankommen, in ein komplett neues Haus, was brauchen wir von dem Zuhause, was wir verlassen haben? „Es ist keine einfache Frage, sehr privat und persönlich – und es sind selbstverständliche Dinge, die plötzlich nicht mehr selbstverständlich sind.“
Im ersten Teil des Projekts erarbeiten rund 500 junge Teilnehmer ihre eigenen Antworten, die sie anhand von symbolischen Gegenständen, Fotografien und Zeichnungen ausdrücken. Diese werden in Gurkengläsern konserviert, die schließlich die anfangs leeren Wände der Häuser mit Inhalten befüllen. Bei den „Werkstatt-Einblicken“ kann man die Zwischenstände betrachten und so die Häuser – an denen alle zusammen arbeiten – nach und nach entstehen sehen. Schön, dass du bei uns in Hannover angekommen bist, hier mit so viel Freu(n)de(n) (d)ein Haus baust und mit uns deine Kunst teilst, Edin!
Werkstatt-Einblicke
Temporäre Atelierwerkstatt, Schulenburger Landstr. 150
Am 31. Mai und 07. Juni, 12–18 Uhr, Eintritt frei
Kunstausstellung
NORD/LB art gallery, Friedrichswall 10 und in der Aegidienkirche
Vom 10. Juli bis 16. August, Di bis So 12-18 Uhr, Eintritt frei
www.unter-meinem-dach.com
www.edinbajric.de
Kurz nachgefragt
Ist Hannover künstlerfreundlich?
Ich empfinde es so. Denn ich treffe viele Künstler aus anderen Städten, wo das Kuchenstück sehr klein ist, von dem alle etwas haben möchten. Es gibt hier viele Fördermöglichkeiten, aber es könnten noch mehr sein.
Deine Hobbys außer Kunst?
Pflanzen mag ich, und ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs, das sehe ich mehr als Passion. Mit meiner sehr sehr guten Freundin Silke kochen oder essen gehen.
Frohnatur oder Miesepeter?
Frohnatur, ich kann aber auch muffig sein – wenn ich zu viel zu tun habe oder mich konzentrieren muss, ist die frohe Natur mal nicht da. Aber ansonsten stecke ich gerne an und lass mich gerne anstecken von guter Laune.
Dein größtes Talent?
Was die Kunst angeht, sehe ich mein Talent nicht in irgendeiner Technik, sondern in der Praxis. Ich mache es einfach, auch wenn ich es dann zerstöre – ich brauche erst mal was zum Sehen.
Dein größtes Manko?
Hilfe anzunehmen. Und bei Manchem den Kopf zu lange in den Sand zu stecken.
Woher nimmst du deine Ideen?
Vieles kommt aus meiner Biografie, meinem Lebensweg. Und dann gibt es den Mensch. Entweder, dass ich mit Menschen zusammen arbeite, oder dass der Mensch da ist in meiner fotografischen Arbeit oder den Videos.
Was hältst du von Refugee-Welcome-Projekten?
Ich finde alles gut, was die Menschen, die sonst nicht zueinander finden würden, zusammenbringt. Aber es gibt direktere Wege, zum Beispiel Freundschaften. Von Beginn an und zu Menschen, die hier leben, die neugierig sind auf die neue Kultur, die die Flüchtlinge mitbringen.
Anke Wittkopp